Studien: Jedes achte Museum weltweit könnte permanent zusperren
Weniger Programme, weniger Personal und für manche auch das totale Aus: Das sind, kurz gefasst, die heftigsten Folgen der Corona-Krise für Museen in aller Welt. Sie wurden durch eine Umfrage des internationalen Museumsverbands ICOM nun in Zahlen gegossen.
Parallel veröffentlichte die UNESCO einen Lagebericht, aus dem hervorgeht, dass rund 85.000 Museen weltweit - 90 Prozent aller erfassten Institutionen - während der Lockdown-Phase im April schließen mussten. Wie die Einrichtung betont, seien die Möglichkeiten, mit denen Museen auf die Krise reagieren können, regional enorm unterschiedlich.
Wie aus der ICOM-Erhebung bei 1600 Museen unterschiedlichster Größe in 107 Ländern hervorging, sehen sich mehr als 80 Prozent aller Einrichtungen gezwungen, ihre Programme in der näheren Zukunft stark einzuschränken. In Ländern Afrikas oder im Pazifikraum sei dieser Anteil noch höher und liege bei 97 %. 12,8 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Institution möglicherweise gar nicht mehr aufsperren werde - das entspräche rund jedem achten Museum weltweit. In arabischen Ländern sahen gar 39% der Befragten eine Schließung als wahrscheinlich an, im Pazifikraum galt ein Viertel der Einrichtungen als bedroht, in Europa nur 8 Prozent.
Die Finanzierungsstruktur von Museen ist je nach Gesellschaft höchst unterschiedlich - bei der ICOM-Befragung befürchteten jeweils rund 40 Prozent der Teilnehmer Einbußen sowohl im Bereich des Sponsorings als auch der staatlichen Unterstützung. Personalreduktionen werden im Schnitt bei 23 Prozent aller Institutionen befürchtet, am stärksten in Nordamerika (39%) und Asien (43%). Während sich die Situation für festangestellte Museumsmitarbeiterinnen und -Mitarbeiter relativ stabil darstelle, sei die Lage für freie Mitarbeiter dramatisch, bemerkt ICOM: 16,1 % der befragten freien Museumsprofis gaben an, vorübergehend ihre Arbeit verloren zu haben, bei 22,6 % wurden Verträge nicht erneuert.
Wenn die Museums-Infrastruktur in Asien, Afrika und dem Pazifischen Raum in den ICOM-Daten besonders schwach aufgestellt scheint, so schlüsselt die UNESCO-Studie die ungleiche Verteilung der Museen auf der ganzen Welt auf. 65% der geschätzt 95.000 Museen weltweit befänden sich demnach in Westeuropa und Nordamerika, nur 16 Staaten der Welt hätten mehr als 1000 museale Einrichtungen. Rund 90% haben während der Hochphase der Pandemie geschlossen, sagt der UNESCO-Report, der von 10 Prozent dauerhaften Schließungen ausgeht. Wie sich zeigte, sei eine der größten Herausforderungen, während der Schließzeiten für die Sicherheit der Sammlungen zu sorgen.
Von der Vorstellung, dass der Rest der Welt auf digitalem Weg am kulturellen Erbe teilhaben könne, sei man aber weit entfernt, so die Autoren: Wie die Untersuchung zur Pandemiezeit ergab, konnten etwa in afrikanischen Ländern nur 5 % aller Museen Online-Inhalte anbieten. Die digitale Kluft sei während der Krise besonders sichtbar geworden, so das Fazit.
Kommentare