Frauen im Kulturbereich verdienen deutlich weniger als Männer
Im Kunst- und Kulturbereich arbeiten zwar mehr Frauen als Männer, aber sie werden deutlicher schlechter bezahlt.
Zu diesem Ergebnis kommt der erste "Gender Report für Kunst und Kultur", den das Kulturministerium am Freitagnachmittag veröffentlichte.
Der gemittelte Einkommensunterschied unabhängig von der Arbeitszeit beträgt 37 Prozent, zudem verdienen männliche Führungskräfte mehr. Insgesamt habe sich der Gender-Pay-Gap im Untersuchungszeitraum jedoch verringert.
Frauen in der Kultur verdienen (deutlich) schlechter)
Die vorliegende Studie, die auf der repräsentativen Befragung von mehr als 900 Institutionen zu 17.000 Beschäftigten beruht, wurde von 2017 bis 2021 vom OGM-Institut in Zusammenarbeit mit Gender-Expertin Petra Unger erarbeitet. Demnach beläuft sich die Zahl der im Kunst- und Kulturbereich bezahlten beschäftigten Frauen auf 55 Prozent, 42 Prozent sind Männer, 3 Prozent definierten sich als non-binär oder ihr Geschlecht war unbekannt.
Große geschlechtsspezifische Unterschiede gab es in der Bezahlung. So beträgt der Einkommensnachteil von ganzjährig in Vollzeit erwerbstätigen Frauen 18,7 Prozent - was deutlich höher ist als der Durchschnitt aller Branchen, wo der Einkommensnachteil bei 14,1 Prozent liegt.
Unabhängig von der Arbeitszeit zeigte sich gar ein gemittelter Einkommensunterschied von 37 Prozent. Positiv wird jedoch hervorgehoben, dass im Laufe des Untersuchungszeitraums Verbesserungen festgestellt wurden: Bei den ganzjährig Vollbeschäftigten verringerte sich der Gender-Pay-Gap von 2017 bis 2021 von 19,6 auf 17 Prozent, im Durchschnitt aller unselbstständig Beschäftigten von 40,2 Prozent auf 33,7 Prozent. Auch im Bereich der Selbstständigen zeigte sich ein ähnliches Bild: Die mittleren Einkünfte von selbstständig erwerbstätigen Frauen im Kunst- und Kultursektor lagen im Untersuchungszeitraum um mehr als ein Drittel (36,5 Prozent) unter jenen von Männern.
Große Unterschiede zwischen Institutionen
Zwar wurde bei Führungskräften ein ausgeglichenes Verhältnis von jeweils 49 Prozent Männern und Frauen (2 Prozent "anderes Geschlecht" oder "Geschlecht unbekannt") erhoben, anders sieht es jedoch bei der Bezahlung aus: In der höchsten Einkommensklasse der Führungskräfte (ab 100.000 Euro Jahresbruttoeinkommen) finden sich 64 Prozent Männer und 36 Prozent Frauen. Die Studienautoren weisen zudem darauf hin, dass zwischen den einzelnen Kunst- und Kulturinstitutionen und Sparten "eine extrem hohe Heterogenität" herrsche, wobei sich etwa die Sparte Musik als besonders männerdominiert erweise.
Relativ ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis bei personenbezogenen Förderungen: Im Durchschnitt von Bund und Ländern gingen 51,6 Prozent der Förderzusagen an Männer und 48,4 Prozent an Frauen. Auch in diesem Bereich wurde im Lauf des Untersuchungszeitraums eine Verschiebung zugunsten weiblicher Antragstellerinnen festgestellt.
Fair Pay-Initiative
Kulturminister Werner Kogler (Grüne) unterstreicht in einer Aussendung, dass in der aktuellen Regierungsperiode "bereits eine Vielzahl an Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in Kunst und Kultur gesetzt" worden seien, "aber auch dieser Bereich ist keine Insel der Seligen", wie der Gender Report zeige.
"Wir müssen diese Ergebnisse und die Empfehlungen der Expert:innen sehr ernst nehmen und auch weiterhin konsequent an Verbesserungen arbeiten", so Kogler, der etwa die Fair Pay-Initiative nennt.
Die zentralen Empfehlungen des Berichts sind die Wiederaufnahme und Entwicklung von konkreten Frauenförderplänen sowie die Umsetzung von Gender Mainstreaming und allgemeine Maßnahmen gegen prekäre Arbeitsverhältnisse. Weiters wird eine zeitnahe Fortführung der Datenerhebung (weitere Studien und Gender Reports) zu einzelnen Sparten und entsprechend der jeweiligen Institutionengröße empfohlen.
Angesichts der sehr unterschiedlichen Berichtlegung in den Bundesländern zur Fördervergabe in Kunst- und Kultur wird die Standardisierung der Kunst- und Kulturberichte der Länder angeregt.
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