John Boyega: "Meine Zukunft als Spielzeug-Jedi"
Amerika diskutiert wieder über Rassismus. Gleichberechtigung scheint dort zu enden, wo sich die breite Masse in ihrem Selbst(wert)-Gefühl bedroht fühlt.
Von solchen Gefühlen zeugt auch ein sogenannter "Shit-Storm", der u. a. auf Twitter und Facebook tobt, seit Disney kurze Werbespots zur Einstimmung auf das neueste Star-Wars-Abenteuer freigegeben hat. Grund dafür ist der neue Jedi-Ritter, gespielt von dem britischen Schauspieler John Boyega: Er ist schwarz und passt somit offenbar nicht in das Weltbild derjenigen, die lieber weiße Kämpfer im Krieg der Sterne sehen wollen. Zwar gab es bereits in älteren Episoden mit Samuel L. Jackson oder Billy Dee Williams afro-amerikanische Darsteller in prominenten Nebenrollen, aber ein Nicht-Weißer im Zentrum der neuen Trilogie ist offenbar für so manchen eine unzumutbare "Propaganda gegen Weiße".
Die Story der Episode VII der "Star Wars" steht unter größter Geheimhaltung. Bekannt ist nur, dass die Handlung rund 30 Jahre nach der "Rückkehr der Jedi-Ritter" beginnt, weshalb die Veteranen der Sternen-Kriege in ihren entsprechend gealterten Rollen auftreten können: Wie Harrison Ford als Han Solo und Carrie Fisher als Leia.
John Boyega hat übrigens auf die Postings über seine Hautfarbe reagiert indem er meint: Ihr mögt keine schwarzen Stormtrooper? Dann braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn ihr als Rassisten bezichtigt werdet.
Beim Interview wirkt Boyega sympathisch und entspannt. Dass er als neuer Jedi-Ritter auch Symbolcharakter hat, ist ihm bewusst.
KURIER: War Ihnen die politische Tragweite Ihrer Rolle von Anfang an bewusst?
John Boyega: Ja, aber ich denke, dass ein Unterhaltungsfilm im Wesentlichen das bleiben soll, was er ist - eben eine Ablenkung vom politischen Alltag. Mit so einem Film kann man die Welt nicht besser machen oder heilen und schon gar nicht kann man Kriege oder Rassenkonflikte verhindern oder stoppen. Der Film heißt "Star Wars" und nicht "Weltkrieg". Wir haben keinen wirklich ernst zu nehmenden Film gemacht und kein Bio-Pic einer wichtigen Persönlichkeit. Es ist eine Weltraum-Oper, die aber zumindest für ein paar Stunden die Flucht aus dem Alltag bietet.
Haben Sie als Mitglied der neuen "Star Wars"-Generation auch so etwas wie ein Verantwortungsgefühl dem jugendlichen Publikum gegenüber?
Ja, unbedingt! Schließlich werde ich ja in allen drei Folgen der neuen Serie zu sehen sein, das heißt ich bin nicht nur rund zehn Jahre mit den Dreharbeiten beschäftigt, sondern ich werde den Rest meines Lebens ein Jedi-Ritter bleiben. Schließlich gibt es auch ein Marketing rund um diese Filme und wir werden als Spielzeugfiguren verkauft.
Wie muss man sich das vorstellen?
Man muss sich beim Vertrag für diese Rolle auch verpflichten, 3-D-Aufnahmen von sich anfertigen zu lassen. Das hat stundenlang gedauert. Bis zum kleinen Finger wurde jeder Körperteil von gefilmt und danach wurde dann der kleine Spielzeug-Jedi angefertigt.
Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie zum ersten Mal die Spielzeug-Version von sich in Händen gehalten haben?
Ich habe nachgesehen, ob sie mir tatsächlich ähnlich sieht.
Wissen Sie wie viele Schauspieler für Ihre Rolle in der Endauswahl waren?
Nur zwei oder drei. Aber ich habe sie nie getroffen und kenne daher weder ihre Haut- noch ihre Haarfarbe.
Wie war eigentlich das Vorsprechen für diese Rolle? Haben Sie da Teile aus dem Drehbuch vortragen müssen, oder Ihre Fitness unter Beweis stellen?
Ich musste alle möglichen Fragen über mein Leben und meine Zukunftsvorstellungen beantworten. Offenbar wollten sie wissen, ob ich auch privat ein geeigneter Jedi-Ritter sein könnte.
Und sind Sie das?
Ob ich im wirklichen Leben auch handle oder davonrenne, kann ich nicht sagen. Ich bin 1992 geboren und hoffe mit zunehmendem Alter charakterlich zu wachsen.
Und wie sehen Sie ihre Zukunft als Jedi-Ritter?
Da ich die Drehbücher nicht kenne und außerdem nichts darüber sagen dürfte, kann ich mir nur meine Zukunft als Spielzeug-Jedi-Ritter vorstellen. Da werde ich in Video-Spielen kämpfen, als Postkarte verschickt und als Ballon herumfliegen…
Von Gabriele Flossmann
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