Staatsoperndirektor Roščić wollte Jordans Vertrag nicht verlängern
Das KURIER-Interview, in dem Staatsopernmusikdirektor Philippe Jordan seinen Abschied vom Haus im Jahr 2025 ankündigt, schlägt in der Klassikwelt (und darüberhinaus) große Wellen. Jordan hat gemeint, die Oper sei auf einem "fatalen Irrweg", und vehemente Kritik an vielen Regisseuren geübt. Er wolle daher ab 2025 nicht mehr an der Oper tätig sein. Staatsoperndirektor Bogdan Roščić hat am Sonntag Jordan nun entgegnet - und stellt die Sache durchaus anders dar als der Dirigent: Jordan habe "seinen Vertrag gerne verlängern" wollen, aber das sei Roščić "aus anderen Gründen nicht möglich" gewesen.
Roščić, der bis 2030 verlängert worden war, habe im Sommer mit Jordan "über meine Pläne zur Führung des Hauses nach 2025 schon im Sommer ausführlich gesprochen. Inhaltliche Bedenken waren dabei kein Thema". Roščić möchte Jordans "Aussagen nicht weiter kommentieren, das wäre nicht im Interesse der Staatsoper und auch nicht im Interesse von Philippe Jordan.“
Jordan: "Keine Kunst"
"Die Dirigenten sitzen monatelang, bei manchen Werken jahrelang über der Partitur. Die besten Sänger bereiten sich jahrelang auf eine neue, große Rolle vor. Bei vielen, um nicht zu sagen bei den meisten der heutigen Regisseure vermisse ich aber diese gründliche Vorbereitung", hatte Jordan im KURIER gesagt. "Etwas drumherum zu erfinden oder es auf primitive Weise zu aktualisieren, ist im eigentlichen Sinn des Wortes keine Kunst." Er habe mit Roščić zeigen wollen, "wohin wir wirklich wollen". Die Antwort´, wie man Oper heute spielen könne, "kann nicht sein, dass wir den ausgetretenen Weg des dahinsiechenden deutschen Regietheaters unbeirrt immer weitergehen."
Er bekenne sich zu zeitgenössischem Theater - aber "modernes Theater muss nicht notwendigerweise jedes Mal eine ästhetische Zumutung für das Publikum und sechs Wochen handwerklicher Dilettantismus für die Mitwirkenden sein". Jordan habe einen "Traum von einer wirklichen Zusammenarbeit von Bühne und Orchestergraben, von Musik und Theater" gehabt. " Ich bin nun in diesen zwei Jahren zum Schluss gekommen, dass das wahrscheinlich nicht realistisch war und auch gar nicht wirklich erwünscht ist."
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