75, 30 und 20 – das sind die Zahlen, die das traditionelle Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker im Schlosspark von Schönbrunn bestimmt haben. 75, da vor 75 Jahren die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet wurde. 30, da 1993 die Wiener Weltkonferenz für Menschenrechte stattfand. Und 20, da die Wiener Philharmoniker – diesmal eben im Zeichen der Menschenrechte – zum 20. Mal zu ihrem Gratis-Open-Air-Konzert nach Schloss Schönbrunn baten.
Und wieder folgten Tausende Menschen dieser Einladung, via ORF (man übertrug live-zeitversetzt) waren mehr als 80 Länder mit dabei, um auch drei Debüts zu bewundern.
Schattenwesen
Erstmals nämlich stand der kanadisch-französische Dirigent Yannick Nézet-Séguin bei diesem Großereignis am Pult, erstmals war die lettische Starmezzosopranistin Elina Garanča mit dabei und erstmals sorgte die Jugendkompanie der Ballettakademie der Wiener Staatsoper in der Choreografie von Eno Peçi für Bewegung auf der Fassade des Schlosses. Denn zu Maurice Ravels „Boléro“ (das offizielle Finale des Konzerts) wurde hinter den Kulissen getanzt, wurden die Tänzerinnen und Tänzer quasi als „Schattenwesen“ auf die Fassade projiziert.
Ein rein französisches (die schon obligatorische Zugabe „Wiener Blut“ von Johann Strauß zählt hier nicht) Programm wurde heuer ausgewählt – von der Romantik bis hin zum Impressionismus spannte sich der musikalische Bogen. Die Suite Nummer eins aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet sowie dessen populäre „Habanera“ mit einer stimmlich sensationellen Elina Garanča als Carmen bildeten den schwungvollen Auftakt.
Weiter ging es mit D’ un matin de printemps“ aus der Feder der 1918 im Alter von nur 24 Jahren verstorbenen Komponistin Lili Boulanger, dieses Werk war den Menschenrechten gewidmet und zugleich als Absage an den Krieg in der Ukraine gedacht.
Anders dann die effektvolle Ouvertüre zu der selten gespielten Oper „Le Corsaire“ von Hector Berlioz und die ebenso sonst kaum zu hörende Arie der Sapho „O ma lyre immortelle“ aus der gleichnamigen Oper von Charles Gounod. Mit Ravels zweiter Suite aus „Daphnis et Chloé“ und der von Garanča virtuos gestalteten Arie „Mon cœur s’ ouvre à ta voix“ aus „Samson et Dalila“ von Camille Saint-Saëns ging es ins packende Finale.
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