Was wir nie wissen wollten
Wie auch immer man bisher dazu stand: Den "Song Contest dahoam" muss man lieben. Menschen mit originellen Hobbys kennen das Phänomen: Man sammelt ein Leben lang Wissen, das keiner braucht. Bis die Zeit reif ist. Dank Conchitas Sieg beginnt morgen die eine Woche im Leben, in der man mit unnützen Song-Contest-Fakten nicht nur nerven, sondern mit der Info brillieren kann, dass Norwegen elf Mal Letzter war, was Rekord ist.
Politik & Trash
Zwischen den arabischen Staaten und Israel wären verweigerte Punkte ein Fortschritt. Obwohl Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Jordanien und Libanon als EBU-Mitglieder teilnehmen dürfen, waren sie aus Protest gegen die israelische Teilnahme nie dabei. Nur Marokko machte 1980 mit. Als 1979 der Contest nach dem ersten israelischen Sieg ("A-ba-ni-bi" von Yizhar Cohen & The Alpha-Beta) in Jerusalem stattfand, zog auch die Türkei zurück. Israel schloss mit der Titelverteidigung ("Hallelujah" von Gali Atari & Milk and Honey) die großen Band-Jahre: In 18 Jahren gewannen 17 Einzelinterpreten, bis ABBA 1974 ("Waterloo") als erste Band siegte, 1976 folgte Brotherhood of Man mit dem bis heute kommerziell erfolgreichsten Siegerlied "Save Your Kisses for Me".
1980 betrat dann ein Solokünstler die ESC-Bühne, die danach keinem mehr besser stehen sollte: "What’s Another Year" und sieben Jahre später "Hold Me Now" brachten Johnny Logan zwei Siege, unter seinem Geburtsnamen Seán Sherrard schrieb er 1992 einen dritten Gewinnersong ("Why Me"), der erste von drei irischen En-Suite-Siegen. Neben Logan gewannen nur fünf Männer den ESC. Die insgesamt sieben Irland-Triumphe sind ebenso Rekord wie die sechsfache Ausrichterstadt Dublin – einmal verlegte man den ESC ins 1600-Einwohner-Kaff Millstreet.
Österreich durfte erst einmal die Party schmeißen. 1967, nachdem Udo Jürgens Europa präventiv Danke sagte und Europa "Gern geschehen" geantwortet hatte, landete Peter Horten in der Wiener Hofburg auf Platz 14. Die Britin Sandie Shaw gewann – bloßfüßig, ein Skandal – mit "Puppet on a String", einem von 26 englisch-sprachigen Siegertiteln, der bisher letzte nicht englische war 2007 Marija Šerifović’ serbischer Song "Molitva" (Gebet).
Nackte Füße dürfen mittlerweile auf der ESC-Bühne sein, im Gegensatz zu politischen Botschaften, Tieren und Image-schädigenden Auftritten. Die Interpreten müssen seit 1990 mindestens 16 Jahre alt sein, nachdem die Länder in den 1980ern um den jüngsten Teilnehmer buhlten, bis 1989 Zwölfjährige sangen. Die 13-jährige Deutsche Meike Garden bekam 1988 von Österreich übrigens null Punkte.
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