Von Luftgeigen und Goldjungen: Was Sie im 2. Halbfinale erwartet
Nur die Klangkulisse war noch etwas ungewohnt. Der ORF hatte für die gestrige Generalprobe zum zweiten Semifinale 8000 Schüler ab zehn Jahren aus ganz Österreich in die Wiener Stadthalle geladen. Gut für die Stimmung, schlecht für die Ohren. Ansonsten scheint inzwischen eine gewisse Routine Einzug gehalten zu haben. Bei der vierten von insgesamt neun Generalproben hörte man keine Hänger, wenig Versinger, nicht einmal Versprecher der Moderatorinnen Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler. Das war vor zwei Tagen ja noch ganz anders.
17 Nationen – eine mehr als noch im ersten Halbfinale – treten heute erstmals im Showmodus auf die Bühne (ab 21.00 Uhr in ORFeins und im Live-Ticker auf KURIER.at). Im Starterfeld findet sich auch der größte Favorit auf den Sieg am Samstag: Der Schwede Måns Zelmerlöw legte bei der Generalprobe einen perfekten Auftritt hin, spielte mit der Kamera, band sogar die Bühnenvisuals in seine Performance ein – souverän. Für das Stimmungshoch in der Stadthalle sorgte jedoch Nadav Guedj aus Israel. Bei seinem orientalisch angehauchten "Golden Boy" war das Geschrei der 8000 Schüler am lautesten (und das will bei der "Youth Show" was heißen). Mørland und Debrah Scarlett aus Norwegen, die sich laut Buchmachern einen Platz in den Top 5 ausrechnen dürfen, zeigten mit der ergreifenden Ballade "A Monster Like Me" den vielleicht besten Song eines Duos beim ESC 2015. Süß, mit Prinzessinnen-Diadem: Maria Olafsdottir mit ihrer poppigen Powerballade "Unbroken".
Das zweite Halbfinale ist aber vor allem jenes der kleinen Nationen. Montenegro, Malta, San Marino, Zypern – allesamt auch beim Song Contest keine Größen. Das merkte man dann auch bei der Generalprobe. Da waren doch deutlich mehr schiefe Töne als noch zuletzt beim ersten Semifinale zu hören. Michele Perniola und Anita Simoncini, die die Altersgrenze von 16 Jahren gerade noch gepackt haben, verpassten den Einsatz. Produzent Ralph Siegel wird mit seinen Schützlingen aus San Marino noch üben müssen.
Und die Bühne? Die ist sowieso umwerfend, wie schon beim ersten Semifinale. Was auffällt: Die Geschmacksverirrungen, für die der Song Contest früher so berüchtigt war – wir erinnern an den versexten Milchmädchen-Beitrag Polens aus dem Vorjahr –, werden diesmal weitestgehend ausgelassen (einziger Ausrutscher: Die Luftgeigenspielerin aus Slowenien). Der 60. Song Contest ist beinah bieder, so perfekt inszeniert ist schon die Generalprobe.
Alle Kandidaten in der Reihenfolge ihres Auftritts im Überblick
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