Solidarität mit "Corsage": Offener Brief aus der Kulturbranche

Florian Teichtmeister als Franz Joseph in "Corsage"
Zahlreiche Personen aus dem Kulturbereich und der Filmbranche unterstützen Marie Kreutzer darin, den Film "Corsage" von den Handlungen Florian Teichtmeisters zu trennen.

Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Anklage von Florian Teichtmeister wurde der Film „Corsage“ aus dem Kinoprogramm gestrichen. Nun haben Personen aus Kulturbereich und Filmbranche – darunter dem Regieverband (aus dem Marie Kreutzer ausgetreten ist), Drehbuch- und Produzentenverband – einen offenen Brief verfasst, der am Dienstag veröffentlicht wird. Darin verurteilen die Unterzeichnenden „Gewalt an und Missbrauch von Kindern auf das Schärfste“ und plädieren für eine restlose Aufklärung von Fällen wie dem von Teichtmeister.

Gleichzeitig betonen sie: „Der Umgang mit Straftätern, die Teil bestehender Werke sind, ist dennoch ein schwieriger. Auch international gibt es bisher noch keine einheitliche Gangart dafür. Es reicht vom völligen Canceln bis zum vollkommen unverständlichen, unbehelligten Weitermachen, als wäre nichts geschehen. Es ist eine Gratwanderung, die Opfer zu schützen, die Täter nicht zu schonen, und dennoch die Arbeit vieler Unbeteiligter nicht in Kollektivhaftung zu nehmen."

"Feministischer Film"

Vehement wehre man sich gegen den „diffamierenden Vorwurf ,Alle hätten alles’ gewusst'.“ Zudem sei man „erschüttert, dass „ein feministischer Film, der Machtverhältnisse und Rollenbilder hinterfragt (...), wegen der Taten eines Mannes aus dem Kinoprogramm genommen und dadurch dem Täter eine Macht gegeben wird, die ihm nicht zusteht. Der Umgang damit darf nicht zu Pauschalurteilen führen."

Man erkläre sich solidarisch mit den Produzenten und Produzentinnen der FilmAG und der Regisseurin Marie Kreutzer, „in ihren Bestrebungen, den Film und ihre Arbeit von den strafbaren und zutiefst zu verurteilenden Handlungen eines Nebendarstellers zu trennen.“

Zu den Unterzeichnenden gehören u. a. Elfriede Jelinek, Chris Lohner, Adrian Goiginger, Barbara Eder, David Schalko, Christian Kolonovits, Reinhard Bilgeri, Arno Geiger, Eva Spreitzhofer, Doron Rabinovici und Markus Schleinzer.