Sohn von Filmstar Hedy Lamarr: Anthony Loder 76-jährig gestorben
Der Produzent und Schauspieler Anthony Loder, der das Erbe seiner Mutter Hedy Lamarr (1914 – 2000) pflegte, ihr eine Biografie gewidmet hat und zuletzt noch die Zusage erleben durfte, dass ihr Ausstellunsgräume in Wien gewidmet werden, ist tot. Er starb 76-jährig. Loder hat viele Jahrzehnte für Anerkennung für seine Mutter gekämpft – und musste jahrelang mit Wien verhandeln, bevor Hedy Lamarr hier ein Ehrengrab zugesprochen wurde.
Seinem Einsatz ist es auch zu verdanken, dass Lamarr künftig in Wien präsent sein wird: Der Nachlass der Schauspielerin, Künstlerin und Forscherin wird – nachdem sich eine vorhergehenden Lösung zerschlagen hat – ab 2024 doch in Wien zu sehen sein. Und zwar an einem prominenten Ort: Das neue KaDeWe-Luxuskaufhaus der Signa-Gruppe auf der Mariahilfer Straße wird nach ihr benannt.
In den dreißiger Jahren galt sie als schönste Frau der Welt: Die 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler geborene Wienerin Hedy Lamarr. Berühmt für die Nacktszene im Film "Ekstase" (1933), machte sie als "Hedy Lamarr" Karriere in Hollywood, wo sie im Jahr 2000 einsam starb. Sie drehte mit u. a. Judy Garland, Peter Lorre, Spencer Tracy oder Clark Gable.
Erst wenige Jahre zuvor war die zweite, unbekannte Seite der stets als erotische Filmdiva beworbenen Schauspielerin bekannt geworden, die Loder auch immer wieder hervorkehrter: Jene der Erfinderin. Zusammen mit dem Komponisten George Antheil hat Lamarr das Frequenzsprungverfahren, das heute als eine Grundlage für die moderne Mobilfunktechnik gilt.
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Ausstellung in Wien ab 2024
Im Hedy Lamarr Archiv, das Loder verwahrte und nun für die neuen Ausstellungsräume einbrachte, finden sich Fotos, persönliche Briefe und Dokumenten sowie Kleidungsstücke - und nicht zuletzt ihre legendären Zeichnungen zur Torpedoabwehr, die als Vorläufer der späteren Bluetooth-Technik gelten.
Lamarr wird im ganzen KaDeWe-Gebäude präsent sein, ein eigenes Museumscafé wird ihr Leben als Wienerin, als Künstlerin, als Wissenschaftlerin erzählen, und auch der Park am Dach des Komplexes wird nach Lamarr benannt. Dies schilderte Danielle Spera, die frühere Leiterin des Jüdischen Museums Wien (JMW), vergangenen Oktober dem KURIER. Spera, die die Objekte schon ins JMW holen wollte, was aber an der fehlenden Finanzierung durch die Stadt Wien scheiterte, wird den Nachlass Lamarrs kuratieren. Zu Beginn – nach Baufertigstellung 2024 – soll Lamarr als Wienerin gezeigt werden, sagte Spera. Auch die Rolle als Forscherin wird in Folge präsent sein.
Selten sind mir Worte so schwer gefallen wie heute. Letzte Nacht erreichte mich die Nachricht, dass Anthony Loder diese Welt verlassen hat. Auch wenn er seit vielen Jahren von schwerer Krankheit gezeichnet war, hatte er sich doch immer wieder erholt, bis ihn nun offenbar doch die Kraft verließ. In den vergangenen sieben Jahren gab es fast keinen Tag, an dem ich nicht mit ihm kommuniziert hatte. Nicht immer einfach, aber doch letztendlich mit einem versöhnlichen Ausklang.
Anthony Loder wurde 1947 als zweites Kind von Hedy Lamarr und ihrem dritten Mann, John Loder, geboren. Mit einer Mutter, die als gefeierter Hollywood-Star unterwegs war und als schönste Frau der Welt galt, hatten es die beiden Kinder nicht immer leicht. Nicht nur die Väter wechselten, sondern auch die Wohnsitze, ein turbulentes Leben in dem wenig beständig blieb. Hedy Lamarr liebte ihre Kinder, doch der Wirbelwind ihrer Karriere und die Geringschätzung ihrer Erfindungen und ihrer Intelligenz bedeuteten emotionale Hürden, die Anthony und seine Schwester miterleben mussten.
Die Liebe zu seiner Mutter wurde seine Profession
Anthony Loder wollte den Fußstapfen seiner Mutter folgen, eine große Schauspielkarriere war ihm aber nicht beschieden. Er wurde Produzent und landete schließlich im Telefon- und Kommunikationsbusiness. Die Liebe zu seiner Mutter wurde zu seiner Profession. Anthony Loder sammelte ihre Briefe, Notizen, Fotos und kaufte bei Auktionen Memorabilia. Und er kämpfte für seine Mutter um ihre Anerkennung als Erfinderin, eine späte Anerkennung, die Hedy Lamarr noch erleben durfte. All diese Ehrungen für die Erfindung des Frequenzsprungverfahrens, das uns heute Bluethooth oder GPS ermöglicht hat, nahm Anthony stellvertretend für sie entgegen. Seine Mutter hatte in ihren letzten Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen. Sie wollte als schönste Frau der Welt in Erinnerung bleiben.
Gemeinsam mit dem Filmproduzenten. Georg Misch hat Anthony Loder seiner Mutter ein großartiges filmisches Denkmal gesetzt. „Calling Hedy Lamarr“ ist ein berührender Film, der die letzten Jahres seiner Mutter und ihre Abgeschiedenheit von der Welt dokumentiert, sie aber auch liebevoll als beeindruckende Hollywood-Schönheit zeigt und kurz auch einen schmerzvollen Blick auf das zerstörte Gesicht Hedy Lamarrs erlaubt. Unvergesslich bleibt die Szene, in der Anthony und seine Schwester Denise Hedy Lamarrs Asche über dem Wienerwald verstreuen. Ein Rest der Asche wurde aufbewahrt.
Kampf um das Ehrengrab
Anthonys Kampf mit der Stadt Wien um ein Ehrengrab sollte 14 Jahre dauern. Im Lauf der Jahre wurde Anthonys Gesundheit instabil. Aufopferungsvoll betreut von seiner Frau Lise, widmete Anthony die letzten Jahre seines Lebens mit ganzer Kraft dem Vermächtnis seiner Mutter. Sein größter Wunsch war, dass seine Mutter unvergessen bleibt. Nachdem Hedy Lamarr ihre frühere Heimatstadt Wien so sehr liebte, wollte Anthony ihr hier unbedingt ein permanentes Denkmal gesetzt wissen.
Mit dem Projekt eines High End Departmentstores im Stil jener Kaufhäuser, die Hedy Lamarr so gern frequentiert hatte, wird das nun umgesetzt. Das „Lamarr“ in der MariahilferStrasse wird neben einem nach ihr benannten öffentlichen Park auch ein Museums/Café beherbergen, in dem viel Persönliches von ihr zu sehen sein wird und das ein Ort der Begegnung im Stil eines Salons werden soll. Anthony Loders letzte Nachricht an mich lautetet folgendermaßen: „Sprinkle some Hedy Lamarr Dust around the place, especially in the corneres, dust and all!“ Meine Trauer teile ich mit seiner Familie, seiner Frau Lise und den Kindern, sowie seiner Schwester Denise. Ich bin unendlich dankbar, dass ich Anthony Loder kennenlernen durfte und dass er mir sein Vertrauen geschenkt hat. Mit aller Kraft werde ich mich dafür einsetzen, seine Vision bestmöglich umzusetzen. Ich werde ihn nie vergessen.
Danielle Spera
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