Social Media Guidelines: Die Lösung?

Social Media Guidelines: Die Lösung?
Facebook-Profile von Arbeitnehmern sind oft nicht so privat, wie viele glauben. Jüngst hat der ORF deswegen Benimmregeln veröffentlicht.

Facebook-Profile von Arbeitnehmern sind oft nicht so privat, wie viele glauben. Arbeitgeber wie der ORF versuchen mit Benimmregeln für Facebook und Co. die Verunsicherung zu verringern.

Seit Kurzem hat der ORF, wie viele andere Unternehmen auch, Social Media Guidelines, die den Mitarbeitern helfen sollen ihr Verhalten auf Facebook und Co. besser zu managen. "Du bist im Internet nicht nur als Privatperson, Du wirst auch als ORF-MitarbeiterIn wahrgenommen", steht dort zum Beispiel. So einfach, so gut. Gerade dieser Tatsache sind sich oft viele Arbeitnehmer nicht bewusst. Wo User glauben, dass sie mal kurz ihren Unmut über die Arbeit nur ihren "Freunden" mitteilen, kann so ein Posting mit den falschen Privatsphäre-Einstellung schnell eine große Öffentlichkeit erreichen. Würde jemand mit einem Megaphon über die Mariahilferstraße spazieren und alle paar Minuten hineinbrüllen, wie schrecklich die Arbeitsbedingungen bei XY nicht wären, hätte das den gleichen, wenn nicht sogar geringeren Effekt für den Arbeitgeber. Der Brüller auf der Mariahilferstraße wendet sich nämlich an eine inhomogene Masse, die denjenigen höchstwahrscheinlich als verrückt abstempelt, das Facebook-Posting kann aber viel gezielter an die richtigen oder falschen Personen gelangen.

Denn sie wissen nicht, was sie tun.

Journalisten müssen vorsichtiger sein als andere, da sie oft als unabhängige Berichterstatter fungieren müssen. "Bei der Unterstützung von Online-Petitionen und –Initiativen ist es ratsam, Vorsicht walten zu lassen: Es könnte passieren, dass man in die Verlegenheit kommt, darüber zu berichten. Vor allem in den Bereichen Politik und Wirtschaft – aber auch NGO ́s – muss besonderes Fingerspitzengefühl unter Beweis gestellt werden", steht etwa in den Guidelines des ORF. Hier ist sehr schön der Zwiespalt erkennbar, in den gerade Journalisten geraten können. Einerseits ist es unvermeidbar, dass jede Person gewisse Meinungen hat und einige Anliegen, Parteien oder Personen mehr unterstützt als andere, öffentlich darf das aber nicht erkennbar sein.

Die Guidelines des ORF gehen sogar so weit, dass sie etwa zu einer parteipolitisch ausgewogenen Freundesliste raten. Dass ein "Freund" auf Facebook oder ein "Like" schon lange keine Zuneigungsbekündung ist, sondern schlichtweg zum abonnieren eines Newsfeeds führt, ist insbesondere Digital Natives klar. Wer also die SPÖ Wien auf Facebook liket, muss noch lange kein Fan sein, sondern will vielleicht einfach die Neuigkeiten der Partei auf schnellstem Wege im eigenen Newsfeed sehen. Jeder kann jedem folgen. Der Masse ist das aber noch nicht bewusst. Umso mehr müssen Journalisten genau wissen, was sie auf Facebook und Co. tun. Die Privatsphäre-Einstellungen sind ein Paradebeispiel dafür, wie wenig sich der Großteil der User mit den Mechanismen von Facebook auseinandersetzt. Freundeslisten können (im Gegensatz zu Interessen) zum Beispiel leicht unsichtbar gemacht werden. Die Problematik einer kompliziert gewarteten parteipolitischen Freundesliste hätte sich damit erübrigt. Auf Twitter wiederum ist es schon Konsens, dass ein Verfolgen der Tweets eines bestimmten Users inhaltlich unbelastet ist, hier erübrigt sich auch die Debatte um die Privatsphäre, da die meisten User für alle öffentlich twittern.

Don’t do anything stupid

Die Guidelines sind zwar eine Hilfestellung für die Aktivitäten in Social Media, den wirklichen Umgang damit lernt man aber nur in der Praxis. "Don’t do anything stupid" fasste es die BBC für ihre Mitarbeiter zusammen, auch der ORF übernahm diese Formulierung. Fehlt es an der Erfahrung, müssen Fortbildungen und Workshops, die das Unternehmen anbietet, das ihre tun. Denn Facebook ist – zumindest für viele Arbeitnehmer – längst kein Freizeitgag mehr.

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