Sky setzt Hoffnung auf lokale Inhalte

„Das Boot“ von Andreas Prochaska ist derzeit das wichtigste Projekt von Sky
Der Bezahlsender will nicht länger nur vom Sport leben. Teure Serien sollen die Zuschauer binden.

Carsten Schmidt, Chef von Sky Deutschland, das zusammen mit Sky Österreich zu Europas größtem Pay-TV-Anbieter gehört, sprach in München im Rahmen einer Pressekonferenz persönlich zu einer ausgewählten Runde von Journalisten. Es war ein Moment mit Seltenheitswert, denn Schmidt gibt kaum Interviews und meldet sich nur dann zu Wort, wenn es nötig ist. Und am Donnerstag war es eben wieder einmal nötig. Denn der global agierende Konzern hat Neuerungen zu verkünden – programmstrategische und inhaltliche. Es geht um eine kleine, aber nachhaltig wohl wichtige Kurskorrektur. Man müsse den Blick der Menschen, was Sky ist, verändern, erweitern, so Carsten Schmidt.

Anspruch auf mehr

Sky will also mehr sein, als der Sender, auf dem Fußball gezeigt wird. Diesbezüglich setzt man auf die Serienproduktion. Da es dort mit Netflix oder Amazon ebenso enorme Konkurrenz gibt, ist das durchaus ein ambitioniertes Vorhaben. Aber "wenn man stillsteht, bedeutet das Rückschritt", sagt Carsten Schmidt. "Es gilt, neue Geschäftsfelder zu finden, neue Märkte zu beackern und erobern."

Diese Veränderung lässt man sich auch einiges kosten, wie viel, bleibt Unternehmensgeheimnis. Investieren will man vor allem in Eigenproduktionen. Alleine im Jahr 2018 werden 50 Eigenproduktionen umgesetzt. Der Fokus liegt dabei, so Schmidt, auf lokalen Inhalten. Dabei gilt: "Wir wollen keine gewöhnlichen Geschichten erzählen." Die größte Hoffnung setzt man hausintern auf die Serie "Das Boot", bei dem der österreichische Regisseur Andreas Prochaska beteiligt ist. Eine österreichische Beteiligung gibt es auch bei "Der Pass" (Nicholas Ofczarek in der Hauptrolle) und "Acht Tage" (Regie: Stefan Ruzowitzky). Weitere Sky-Eigenproduktionen: "Britannia" mit Start im Februar und "Der Grenzgänger", das zu Ostern Premiere feiern soll. Der Erfolg der Serie "Babylon Berlin" zeige, dass wir auf dem richtigen Weg seien.

Sky geht es um neue Zielgruppen – vor allem Frauen und ein jüngeres Publikum will man gezielt mit neuen Inhalten ansprechen. Es soll ein "Sky für jedermann" entstehen. Dafür belebt die Casting-Show " X Factor" mit neuem Leben: Sechs Jahre nach dem Aus bei Vox wird die Castingshow "X Factor" in diesem Jahr im Herbst bei Sky 1 auf den Bildschirm zurückkehren. Ein erstes bekanntes Jury-Mitglied steht auch schon fest. Es ist der ehemalige Rapper, "Die Große Chance"-Juror Sido.

Sky wird dafür künftig weniger Champions-League-Fußball zeigen und komplett auf die Formel 1 verzichten. Den Vertrag mit der Formel 1 habe Sky nicht verlängert, sagte Schmidt: "Wir werden die Formel 1 nicht mehr weiter ausstrahlen ab dieser Saison." Die Rennen werden bis 2020 in Österreich vom ORF im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt. Bekannt ist der Bezahlsender hauptsächlich für seine umfassende Sport-Berichterstattung. Vor allem Fußball-Fans werden via Sky umfassend und teilweise exklusiv mit Spielen aus diversen Ligen versorgt. Sky zählte 2017 für Deutschland 5,1 Millionen, und für Österreich rund 400.000 Abonnenten.

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