Skifilme: Zwei Brettl’, a g’führiger Schnee – aber nicht immer Juchhe

Markus Freistätter im Skifahrer-Biopic „Erik & Erika“
Filme über den Wintersport überzeugen meist dann, wenn die rasante Action nicht mit einer konstruierten Handlung behübscht wird. Doch es gibt Ausnahmen.

Mit dem Skifilm ist es wie mit dem Ski-Weltcup: Es ist eine Veranstaltung, die sich hauptsächlich im alpinen Raum abspielt.

Die Wiege des Genres steht in Deutschland. Der Freiburger Arnold Fanck zeigte im Jahr 1920 in „Das Wunder des Schneeschuhs“ die Faszination des Skisports in für damalige Verhältnisse spektakulären Bildern. Sepp Allgeier schnallte sich eine Kamera ans Bein und erfand so eine Art erste GoPro-Kamera. Der Stummfilm erreichte sogar den New Yorker Broadway. Später stellte Allgeier seine Kamerakünste auch in den Dienst von NS-Propagandafilmen unter der Regie von Leni Riefenstahl.

Mit der Welle an Berg- und Heimatfilmen kamen nach dem Zweiten Weltkrieg auch Skifilme groß in Mode. Österreichs größtes Ski-Idol der Wirtschaftswunder-Ära, Toni Sailer, wandte sich bald der Schauspielerei zu. Als der deutsche Film „Der schwarze Blitz“ 1958 in die Kinos kam, war Sailer erst 22 und doch schon kurz vor dem Ende seiner Sportlerkarriere.

Skifilme: Zwei Brettl’, a g’führiger Schnee – aber nicht immer Juchhe

„Der schwarze Blitz“: Toni Sailer und Waltraut Haas am Skilift

Ein anderer Skifahrer, der Deutsche Willy Bogner, setzte hinter der Kamera entscheidende Impulse für das Genre. Er inszenierte die legendären Ski-Verfolgungsjagden für „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) und drei weitere Bond-Abenteuer. Bogner raste sogar verkehrt herum auf Skiern abwärts, um Gefahr und Geschwindigkeitsrausch mit der Kamera einzufangen.

Seinen bekanntesten eigenen Film drehte Bogner 1986. „Feuer und Eis“ überzeugte aber mehr mit seiner actionreichen Videoclip-Ästhetik als mit seiner dünnen Handlung.

Gerald Salmina war in seiner aktiven Sportkarriere zwar Windsurfer, legte danach aber packende Skif-Dokus vor. 2009 setzte er dem „Mount St. Elias“ in Alaska und seiner abenteuerlichen Erstbefahrung ein Denkmal. 2014 folgte dann mit „Streif – One Hell of a Ride“ ein noch größerer Kinoerfolg. Das berühmteste Skirennen der Welt wird aus der Perspektive mehrerer Abfahrts-Asse beleuchtet.

Skifilme: Zwei Brettl’, a g’führiger Schnee – aber nicht immer Juchhe

Kitzbühel in Kinodoku „Streif“, damals noch mit Zuschauern

Der Film im Stream in der Mediathek von Servus TV

Herausragende Geschichten

Spielfilme übers Skifahren sind künstlerisch gesehen meist kein großer Wurf. Sportliche Höchstleistungen geben meist zu wenig her, um eine wirklich gute Geschichte zu erzählen. Eine Ausnahme bildet die Lebensgeschichte des Briten Michael Edwards, bekannt als „Eddie the Eagle“. Schon als Bub hatte er das Ziel, eines Tages für sein Land an Olympischen Spielen teilzunehmen. Und wie macht man das, wenn man nicht mit herauragendem Talent gesegnet ist? Man wählt einen Sport, der in Großbritannien praktisch nicht existent ist und wird Skispringer. 2016 kam das Biopic ins Kino.

Herausragend ist auch die Story von Erik Schinegger. Aufgewachsen als Mädchen in Kärnten, wurde er – noch als Erika – 1966 Skiweltmeisterin. Als festgestellt wurde, dass Erika genetisch gesehen ein Mann ist, schlug der ÖSV vor, Erika zum „echten Madl“ umzuoperieren. Aber es lief genau umgekehrt und die Medaille war futsch. Die berührende Geschichte um Intersexualität und Wahrheit wurde 2018 von Reinhold Bilgeri als „Erik & Erika“ verfilmt. Peter Temel

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