1882 in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren, gab Fritzi Massary ihr Debüt 1901 – beim Sommertheater im Prater mit „I hab’ amal a Räuscherl g’habt“. Bereits 1904 gelang ihr am Metropol-Theater in Berlin (heute die Komische Oper) der Durchbruch als Soubrette: „Eine neue Revue, alles ist fertig, doch irgendwas fehlt. Einen Tag vor der Generalprobe wird ein neues Chanson für sie geschrieben: ,Im Liebesfalle, da sind sie nämlich alle ein bisschen trallala …‘ Tosender Applaus.“
Man sprach nur noch von „der Massary“, sie war ein Role Model. 1917 heiratete sie Max Pallenberg, der am Deutschen Theater einer der bekanntesten Komiker seiner Zeit wurde. Hugo von Hofmannsthal schrieb ihm „Der Unbestechliche“ auf den Leib, Oscar Straus widmete ihr mehrere Operetten, die „Massary-Operetten“, darunter „Die Perlen der Cleopatra“ und „Eine Frau, die weiß, was sie will“. Dann kam Adolf Hitler an die Macht: 1933 wich das Paar nach Österreich aus. Die Geschichte endet tragisch (aber anders als vermutet).
Im Affentempo
Es wäre also viel möglich gewesen: ein wenig „Kiss Me, Kate“, ein bisschen „Cabaret“ und große Show. Aber leider: vergeigt. Die Hommage von Martina Gredler und Ruth Brauer-Kvam ist ein im Affentempo abgespultes Best-of – darunter natürlich „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“ – in nur 70 Minuten, recht bieder vom „Salonorchester“ der Volksoper unter der Leitung von Adam Benzwi dargeboten.
Im Mittelpunkt steht die „Kaiserin der Operette“: Ruth Brauer-Kvam taucht gleich zu Beginn – einem Foto der Massary nachempfunden – als aufgescheuchtes Huhn auf. Die Vogelmetapher dominiert den unverständlich kurzen Abend: hineinmontiert in die Berliner Bewegtbilder und auf der Bühne mit ausgestopften Exemplaren. Vom Paradiesvogel ist die Rede und vom kleinen Spatz. Da nimmt es nicht wunder, dass Robert Palfrader als eitler Gockel in Erscheinung tritt. Er macht seine Sache erfreulich gut, der Spaßvogel serviert perfekt die Pointen, empfiehlt sich nachdrücklich als Frosch.
Es gibt ein paar spritzige Dialoge, Ruth Brauer-Kvam wirbelt herum und reitet als Massary-Cleopatra mit einem Pfauenfedern-Kopfschmuck auf einem Krokodil. Aber manche Anspielungen versteht man nicht (außer man hat das Programm gelesen). Definitives Highlight sind die Ausschnitte aus einem Interview mit Fritzi Massary, die 1939 in die USA geflohen ist. Davon hätte man gern mehr gesehen. Die Frau war toll!
Kommentare