Simonischek: "Mit guten Leuten spielst du besser"

Simonischek: "Mit guten Leuten spielst du besser"
Der Burg-Star Peter Simonischek über die "Homburg"-Premiere, seinen Kollegen August Diehl und über Tennis. Ja, über den Jedermann auch.

Peter Simonischek kommt von einer "Homburg"-Probe. Es ist schon sehr später Abend, aber Simonischek hat noch Lust, im Freien zu sitzen und ein Interview zu geben: "Wenn’s mir Spaß macht, gerne auch länger. Hoffentlich sind die Fragen provokant." Der Spaß als Motiv kommt immer wieder in diesem Gespräch – Simonischek hat offensichtlich Freude am Beruf. Lächelnd sitzt er da, während sich der Interviewer um provokante Fragen bemüht.

"Prinz von Homburg" lief bereits bei den Salzburger Festspielen und wechselt jetzt an die Burg – wie sehr verändert sich die Aufführung beim Spielen? Simonischek denkt nach. "Ein Laie sieht ja nicht: Was ist Vereinbarung und einzuhalten? Und was ist das Quantum an Freiheit, das notwendig ist, die Aufführung jeden Abend lebendig zu halten?"

Er selbst sei dankbar über Kollegen, die nicht jeden Abend dasselbe machen: "Ich bin immer froh, wenn etwas Unvorhersehbares passiert. Ich bin ein Schauspieler, der Spaß und Genuss aus dem Zusammenspiel zieht. Und es gibt Kollegen, die sind dann am glücklichsten, wenn alle anderen abgegangen sind."

Die guten Kritiken, die er für seine Darstellung des Kurfürsten bekommen hat, die hat er ganz genau registriert, und das gibt er auch offen zu: "Ja, das hat mich gefreut!" Ebenso wie der Jubel der Zuschauer: "Es ist bemerkenswert, dass dieses Stück, das schon sperrig ist, so gut beim Publikum angekommen ist."

Schwärmer

Simonischek ist einer, der schwärmen kann. Etwa über das Burgtheater: "Der größte Schatz des Hauses sind die Schauspieler. Das ist wie beim Tennis: Wenn du mit guten Leuten spielst, spielst du besser." Oder über die Regisseurin Andrea Breth, mit der er seit vielen Jahren zusammenarbeitet: "Je länger ich am Theater bin, umso weniger möchte ich auf sie verzichten." Den größten Enthusiasmus entwickelt Simonischek, wenn es um den Jedermann geht. Mehr noch: es ist fast unmöglich, mit dem langjährigen Jedermann nicht über den Jedermann zu reden.

Er spielt dem Interviewer ganze Passagen vor, etwa seine Lieblingsstelle: "Mein Gott, wer ruft da so nach mir? Von wo werd ich gerufen so? Des werd ich im Leben nimmer froh! Ich liebe das! Wenn man da auf dem Domplatz steht und dann kommen die Jedermann-Rufer ... Der Rufer vom Dom und ich, wir sind immer nachher einen trinken gegangen. Der ruft mir in die Seele! Da bekam ich jedes Mal eine Gänsehaut auf der Bühne. Das macht Spaß!"

Leidenschaftlich verteidigt Simonischek das von der Kritik wenig geschätzte Stück, lobt das finanzstarke Festspielpublikum, plädiert für eine Rückkehr zum Aufführungskonzept von Max Reinhardt. Seinen "Homburg"-Kollegen August Diehl, der als neuer Jedermann im Gespräch ist, nennt Simonischek einen "tollen Schauspieler". "Ich glaube nur nicht, dass er es wird. Er hat mir auf der Probe gesagt, er wisse nicht, wo dieses Gerücht herkommt." Simonischek nennt spontan Erwin Steinhauer als idealen Jedermann.

Simonischek selbst steht jede Menge Spaß, also Arbeit, bevor: "Ich mache wieder einen Kleist, ,Die Marquise von O", mit dem griechischen Regisseur Yannis Houvardas. Und ich drehe eine TV-Komödie und anschließend einen Film mit Götz Spielmann – er hat ein sehr interessantes Buch geschrieben, über das Sterben und die Liebe. Jetzt proben wir für den Film – Spielmann macht richtige Proben!"

Burgpremiere: Kleists "Homburg"

Zur Person: Peter Simonischek wurde 1946 in Graz geboren. Erste Bühnenerfahrungen im Schülertheater des Stiftsgymnasiums St. Paul im Lavanttal. Heute ist er einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schauspieler. Von 2002 bis 2009 war er der Salzburger Jedermann.

Zum Stück: Andrea Breths Inszenierung von Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" war bei den Salzburger Festspielen ein großer Erfolg und hat am Donnerstag Burg-Premiere. August Diehl – als neuer Jedermann im Gespräch – spielt den aufsässigen Prinzen, Simonischek seinen Gegenspieler, den Kurfürsten.

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