William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ – gegenwärtig in der Burg zu sehen und ab 11. Juni wieder im Theater im Park (in der hinreißenden Variante von Michael Niavarani) – spielt ja rund um die Sommersonnenwende, also zwischen dem 20. und 22. Juni. Die heißen Hundstage hingegen beginnen – zumindest der Tradition nach – erst einen Monat später.
Ernst Kurt Weigel, der Gründer des Bernhard Ensembles, kombinierte trotzdem die Shakespeare-Komödie mit dem Film „Hundstage“ von Ulrich Seidl aus 2001 zu „Sommer.Hunds.Traum“. In seinem neuen „Mash.up“ erzählt er weder die eine, noch die andere Geschichte aus, aber er wird vom Grundgefühl her beiden Vorlagen gerecht. Es geht da wie dort um die verschiedenen Facetten von Liebe, um Sehnsucht wie Eifersucht, um Sex und sexualisierte Gewalt, um große Gefühle und niedere Instinkte.
Der Athener Wald und die Ausfallsstraßen von Wiener Neustadt fallen in eins: Das Off-Theater in der Kirchengasse ist der Vorplatz eines Baumarkts mit Gartencenter und einer Holzhütte, in der Fleischwaren wie Alkoholisches angeboten werden. Im Hintergrund flimmern während der knapp zwei Stunden Werbeclips und Schlagzeilen aus einem Gratisblatt: Sie verändern sich, generiert mit KI (somit von Zauberhand) andauernd. Es entstehen – quasi als Metapher für die Inszenierung – die absurdesten Bewegtbilder.
Bevölkert ist diese Kunstrasentristesse mit Existenzen aus dem Seidl-Film, die bunt gemischt auch Züge der Shakespeare-Figuren aufweisen. Der Ingenieur will den 30. Hochzeitstag feiern – und mit den Baumarkt-Mitarbeitern Szenen aus dem Seidl-Film nachspielen. Denn den habe er sich immer mit seiner verstorbenen Frau angeschaut. Doch Kajetan Dick ist nicht nur Peter Squenz, sondern auch Klaus Zettel. Und Bernhardt Jammernegg als Security-Mann spielt nicht die Wand, sondern einen Teppich.
Im Mittelpunkt steht die einst von Maria Hofstätter mit enervierendem Sprechdurchfall gespielte Maria: In Weigels brachial-liebevoller Trash-Version ist Sophie Resch als aufdringliches Hippie-Mädchen, zugepflastert mit Prozent-Pickerln und Flügerln am Rücken, auch Puck, der als Codo im Sauseschritt die Liebe bringt: Ein Schlag mit dem Zauberstab der „Hexe“ – und schon verliebt sich die eine oder der andere in jemanden. Hinreißend baggert Christian Kohlhofer als Masseur Luis in Stoasteirisch die aufreizende Ylva Maj als nahezu verstummte Klaudia an, die eigentlich ihre burschikose, zu Gewaltausbrüchen neigende Maria (Yvonne Brandstetter) heiraten soll …
Wiewohl alle acht Darsteller bis zur finalen Swinger-Club-Orgie herumwirbeln und tanzend Gefühle offenbaren, hängt der Abend zwischendurch einmal durch. Denn Zeit für leise Töne gibt es nicht. Aber man unterhält sich zumeist blendend – auch über die Attacken gegen das Josefstädter Theater (laut Statistik stirbt man zwei Wochen nach dem Besuch) und das Burgtheater-Piefkinesisch.
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