Serienhit "Sherlock Holmes" auf ARD

Serienhit "Sherlock Holmes" auf ARD
Dank BBC ist der Detektiv im 21. Jahrhundert angekommen. Ab Sonntag zeigt die ARD die ausgezeichnete Serie "Sherlock".

Die Geschichten kann man nicht verbessern, das war uns klar", sagt Benedict Cumberbatch. "Aber wir wollten sie erweitern." Der 35-jährige Brite schlüpfte für die BBC in die Haut eines berühmten, wenn auch fiktiven, Landsmannes: "Sherlock" heißt die Serie, deren erste Folgen ab 24. Juli in der ARD zu sehen sind. Und weil die Drehbücher von den BBC-Topautoren Steven Moffat und Mark Gatiss (beide auch verantwortlich für "Doctor Who") stammen, durfte man sich zu Recht mehr erwarten, als die x-te Deerstalker-Hut-und-Pfeifen-Story.

Explosionen

Dieser Holmes ist definitiv im 21. Jahrhundert angekommen, hat eine Website, schreibt SMS - "schießt, rollt sich über Autos oder fliegt bei Explosionen durch die Luft", freut sich Cumberbatch.

Trotzdem ist "Sherlock" immer noch die von Sir Arthur Conan Doyle erdachte Figur. Das beginnt bei Cumberbatch selbst, der wie vom Autor beschrieben "groß, schlank, mit einem Gesicht wie ein Raubvogel" ist.
Ein attraktiver Raubvogel.

Sein Holmes ist immer noch Geigenspieler, trägt aber Nikotinpflaster - wer raucht heute schon noch? - und muss die Polizei für eine Drogenrazzia in seine Wohnung lassen.

Metrosexuell

Serienhit "Sherlock Holmes" auf ARD

Apropos, Baker Street 221B (daneben ist jetzt eine Sandwichbude): Als Holmes mit Watson das Domizil bezieht, sagt die Vermieterin: "Im oberen Stock ist ein zweites Schlafzimmer, falls die Herren ein zweites Schlafzimmer brauchen." Womit auch die bei Conan Doyle anklingende "Bruderromanze" paraphrasiert ist.

"Sherlock und John gehören schon zur recht männlichen Fraktion - aber vielleicht mit einem kleinen Hang zum Metrosexuellen", versucht Watson-Darsteller Martin Freeman richtigzustellen. Als bekannt wurde, dass der Schauspieler, bei uns bekannt als Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" und nun von Peter Jacksons als Bilbo Beutlin für dessen Verfilmung von "Der Hobbit" ausgewählt, Dr. John Watson spielen würde, herrschte im Vereinigten Königreich erst keine Freude.

Fans trauten dem Komödianten nicht zu, den vielschichtigen, vom Albtraum Afghanistan-Krieg (in der Serie der aktuelle) beschädigten Charakter darzustellen.
Doch Freeman reüssierte.
Er spielt einen hart gewordenen Kriegsveteranen, der viel mehr ist als ein Assistent und Stichwortgeber. Er deckt Holmes' Flanke, rettet ihm gleich im ersten Fall das Leben - und gibt Stichworte nur, wenn daraus Humor entstehen soll. Der ist - wie sollte es anders sein - very british snobby. "Wie lebt es sich mit euren kleinen Gehirnen? Ist das nicht furchtbar langweilig?", fragt Holmes am Tatort die ermittelnden Beamten rund um Inspector Lestrade.

In Großbritannien wurde die erste "Sherlock"-Staffel mit dem renommierten Film- und Fernsehpreis BAFTA ausgezeichnet. Ab Herbst läuft in der BBC die zweite. Da sind dann "Der Hund von Baskerville" und "Der Reichenbachfall" dabei.

Vorausgesehen: Sherlock - Ein Fall von Pink (24. Juli, 21.45 Uhr, ARD)

"Sherlocks" erster Fall ist eine Variation von Conan Doyles erstem Roman "Eine Studie in Scharlachrot", in dem sich Holmes und Watson kennenlernen, um gleich zu klären, warum ein Mordopfer das deutsche Wort "Rache" an den Tatort geritzt hat. Cumberbatchs Sherlock ist ein hoch funktionaler Soziopath, ein Spieler, so smart wie charismatisch wie spooky. Wenn er im Stakkato seine Schlüsse zieht, werden seine Gedankengänge zu Schriftzügen auf dem Bildschirm. Und das ist nicht der einzige Gimmick, mit dem Regisseur Paul McGuigan trickst. Der beste ist, dass man die Lösung des Falls in den ersten 30 Sekunden serviert bekommt - und natürlich keine Ahnung hat, dass dem so ist! Das ist ein Holmes, wie er Conan Doyle sicher gefallen hätte: Gewieft, witzig - unwiderstehlich

KURIER-Wertung: ***** von *****

Info: Sherlock - Ein Fall von Pink:GB, 2010.Von Paul McGuigan; mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Rupert Graves.

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