Gedreht wurden die zehn neuen und auch letzten Folgen wieder überwiegend in Neapel. Neben zahlreichen neuen Charakteren sind auch wieder zwei Altbekannte dabei: Gennaro „Genna“ Savastano (Salvatore Esposito) und Ciro Di Marzio (Marco D’Amore).
Die beiden Schauspieler, die im echten Leben sehr gute Freunde sind, haben beide einen Bezug zur Millionenstadt am Fuße des Vesuv. „Ich bin in der Nähe von Neapel aufgewachsen, dachte, dass ich die Stadt, das Leben in meiner Heimat ganz gut kenne, aber das Buch von Roberto Saviano hat mir, wie auch vielen anderen in Italien, die Augen geöffnet“, sagt Salvatore Esposito (35) im Gespräch mit dem KURIER.
Sein Gegenüber, Marco D’Amore, ist sogar in die gleiche Schule gegangen wie der Schriftsteller Roberto Saviano. „Das war in Caserta“, erinnert sich der 40-Jährige, „einer kleinen Stadt nördlich von Neapel, in der ich aufgewachsen bin. Roberto war zwei Jahre älter als ich. Als er dann 2006 sein Buch veröffentlichte, war ich überrascht – und begeistert. Sein Buch hat viele Menschen wachgerüttelt und gezeigt, was um uns herum und in der ganzen Welt passiert. Es wäre wünschenswert, wenn Roberto in Ruhe und in Frieden, ohne Angst leben könnte“, sagt D’Amore, der in Staffel 5 seine Auferstehung feiert. Diese kommt, zugegeben, etwas überraschend, denn in Staffel 3 – Achtung, Spoiler! – geht er (getroffen von einer Kugel) im Meer unter. „Es war lange nicht klar, ob er zurückkommt. Es gab zahlreiche Diskussionen innerhalb des Teams. Aber wir wollten seine Geschichte einfach weitererzählen“, sagt D’Amore, der auch bei fünf Folgen der letzten Staffel Regie führte.
(Keine) Zukunft
Vor dem Showdown in Kampanien sollte man sich aber noch den ebenfalls auf Sky abrufbaren Film „L’Immortale – Der Unsterbliche“ ansehen. Dieser bildet nämlich eine erzählerische Brücke zum Serienfinale. Darin sieht man, wie aus Ciro „der Unsterbliche“ wurde – ein Killer mit Herz, Gerechtigkeitssinn und einer traurigen Geschichte.
Die Serie „Gomorrha“ vermengt viele unterschiedliche Lebensgeschichten zu einer großen, erzählt von unterschiedlichen Protagonisten und Rollen innerhalb der Mafia; von Jugendlichen, die in kaputten Familien aufwachsen sind und eines gemeinsam haben: keine rosige Zukunft. Man sieht seit Folge eins Teenager kommen und gehen, aufsteigen und fallen – stets nach dem selben Prinzip: Zuerst agieren sie als Wachen, dann als Drogenverkäufer und wenn sie sich etabliert haben, müssen sie töten, um nicht getötet zu werden. Dazu ziehen sie mit erhöhtem Testosteronspiegel auf ihren Motorrädern durchs Viertel und verteilen Kopfschüsse. Das alles passiert mit dem Segen des Herrn: Drogen werden in Marienstatuen verschifft, und bevor getötet wird, wird noch schnell das Kreuz am Halsketterl geküsst. Amen! Als Belohnung gibt es Anerkennung, Kokain, Frauen und Geld. Das geht aber nur so lange gut, so lange man den Schutz des (oft launigen) Paten genießt.
Seuche
Für die beiden Hauptdarsteller, Salvatore Esposito und Marco D’Amore, habe sich seit der Ausstrahlung der ersten Staffel vieles verändert. „Es war danach eigentlich nichts mehr wie davor. Denn ich konnte plötzlich nicht mehr einfach so durch meine Stadt, durch Neapel spazieren, eine Pizza essen gehen. Die Leute wollen nun ständig Fotos machen – und einen angreifen“, sagt Esposito.
Marco D’Amore ist im Rahmen der Arbeiten zur Serie auch eines klar geworden: „Jugendliche in diesen von der Mafia durchseuchten Gebieten haben keine Wahl, sind gefangen. Sie werden in eine Welt, in ein Umfeld reingeboren, aus dem sie nur sehr schwer fliehen können.“
Alle fünft Staffeln von "Gomorrha" stehen auf Sky zum Abruf bereit.
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