"Science Buster" Heinz Oberhummer ist tot

Wissenschaft für alle: Heinz Oberhummer war ein unermüdlicher Wissensvermittler
Der aus Bühne und Fernsehen bekannte Physiker ist 74-jährig in Wien gestorben.

"Es darf nicht fad sein." Das war Heinz Oberhummers Credo. Mit einem Wissenschaftlerkollegen hatte er eine Wette laufen, dass noch zu seinen Lebzeiten außerirdisches Leben gefunden würde. Wetteinsatz war eine Magnumflasche Champagner. Dies konnte der populäre Teilchenphysiker nicht mehr erleben. Heinz Oberhummer ist am Dienstag im 75. Lebensjahr verstorben.

Oberhummer war Professor für Theoretische Physik am Atominstitut der Technischen Universität Wien. Als Mitglied des Wissenschafts-Kabarett-Trios "Science Busters" wurde er auch einem breiten Bühnen- und Fernsehpublikum bekannt.

Von Obertauern nach Wien

Heinz Oberhummer wurde am 19. Mai 1941 in Bischofshofen (Salzburg) als geboren und wuchs als "Sohn des Oberlehrers Oberhummer in Obertauern" auf, wie er selbst über sich schrieb. Als 14-Jähriger zog es ihn in die USA, promoviert hat Oberhummer 1970 in Graz.

Bereits als theoretischer Physiker der TU mit Forschungsfokus auf Kernphysik, Astrophysik und Kosmologie, beschäftigte er sich mit der Popularisierung der Wissenschaft. Als er 2006 in den Ruhestand wechselte, widmete er sich nicht nur der Zucht von flauschigen Alpakas. Zusammen mit seinem Forscherkollegen Werner Gruber und dem Kabarettisten Martin Puntigam gründete er die "Science Busters", mit denen er physikalische Phänomene auf verständliche und unterhaltsame Art präsentierte. Darüber hinaus engagierte sich Oberhummer als skeptischer Geist in der Initiative "Religion ist Privatsache".

"Science Buster" Heinz Oberhummer ist tot
"Science Busters", "Typisch Aliens." Ufos, Chemtrails, Kugelblitze. Alles Mögliche wird überirdischen Kräften in die Schuhe geschoben, doch praktisch alles ist hauseigener, also von Menschen verursachter Mumpitz. So berichten Univ.Professor Oberhummer und Univ.Lektor Gruber, was hinter der Hysterie um Chemtrails wirklich steckt, oder wie Orbs mit dem eigenen Fotoapparat gemacht werden können.Im Bild: Prof. Heinz Oberhummer, Martin Puntigam, Prof. Werner Gruber SENDUNG: ORF eins - DI - 25.09.2012 - 22:50 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Hubert Mican. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606

Kleinkunstpreis

Anfang November wurde bekannt gegeben, dass die "Science Busters" mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2016 ausgezeichnet werden. Erst vor zwei Wochen war der Teilchenphysiker mit seinen stets launig und fundiert vorgetragenen Erklärungen im Ö1-Radio zu Gast. Diese Woche hätte Oberhummer gemeinsam mit den "Science Busters" im Wiener Rabenhof auftreten sollen. Das Trio war zuletzt mit dem neuen Programm "Das Universum ist eine Scheißgegend" unterwegs. Bereits die Premiere musste damals verschoben werden - allerdings aufgrund einer Erkrankung Grubers.

INFO: In memoriam läuft am 1. 12. (23 Uhr) in ORFeins eine „Science Busters“-Folge. Die KURIER-Sonntags-Matinee am 6. Dezember zum Buch "Das Universum ist eine Scheißgegend" (Hanser) wird abgesagt.

Nach der Hauptschule in Radstadt ging er als 14-Jähriger in die USA, wo er auch die High School besuchte. Nach seiner Rückkehr und der Matura in Salzburg studierte er Physik und Mathematik in Graz und München.

1970 promovierte Oberhummer an der Uni Graz und wurde dort Uni-Assistent. 1973 wechselte er ans Atominstitut der Österreichischen Universitäten und habilitierte sich 1980 an der Technischen Universität (TU) Wien, wo er 1988 auch außerordentlicher Professor wurde. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Zürich, Straßburg, Leuven, Bergen, Washington, Gent und Notre Dame (USA).

Popularisierung von Wissenschaft

Wissenschaftlich beschäftigte sich Oberhummer vor allem mit Kern-und Astrophysik. Schon in seiner Zeit als Uni-Lehrer bemühte er sich um die Popularisierung von Wissenschaft. So nahm er etwa schon gemeinsam mit Gruber und Puntigam an der TU Hollywood-Blockbuster und TV-Serien unter die Lupe und analysierte, inwieweit die dort dargestellten Szenen physikalisch tatsächlich nachvollziehbar sind. Später wurde das Projekt auch auf Schulen ausgedehnt - Schüler sollten anhand von "Erin Brockovich" Chemie verstehen, mit "Deep Impact" Astronomie lernen und anhand von "Stirb langsam" Gravitation.

Nach Pensionierung zum Kabarett

Nach seiner Pensionierung 2006 beschäftigte sich Oberhummer nicht nur mit der Zucht von Alpakas, vor allem formierte er mit Gruber und Puntigam die "Science Busters", deren gleichnamiges erstes Programm 2007 im Rabenhof zu sehen war. 2008 landete Oberhummer mit seinem populärwissenschaftlichen Buch "Kann das alles Zufall sein?" in den Bestsellerlisten. Im Jahr darauf wurde es zum "Wissenschaftsbuch des Jahres" gekürt.

Religionskritik

Daneben engagierte sich Oberhummer in religionskritischen Initiativen wie dem "Zentralrat der Konfessionsfreien" oder "Religion ist Privatsache" und propagierte das "Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien". Als Mitglied der "Skeptiker - Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP) kritisierte er immer wieder "Pseudowissenschaften" - unter anderem öffentlichkeitswirksam mit der Massen-Einnahme einer "Überdosis" homöopathischer Präparate.

Mit den "Science Busters" tourte Oberhummer von der Homebase im Wiener Rabenhof durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Ein noch breiteres Publikum fand die "schärfste Science Boygroup der Milchstraße" über Radio-Auftritte auf FM4 und TV-Gastspiele zunächst in "Dorfers Donnerstalk" und dann in eigenen ORF-Sendungen.

Erst im September erschien mit "Das Universum ist eine Scheißgegend" das neue Buch der "Science Busters" (Hanser Verlag). Die Premiere des gleichnamigen Kabarettprogramms musste damals verschoben werden - allerdings aufgrund einer schweren Erkrankung Grubers. Anfang November wurde den "Science Busters" der Deutsche Kleinkunstpreis 2016 zuerkannt.

(APA, red.)

Kommentare