Schriftsteller Frederic Morton gestorben
Er verstarb in der Stadt, in der er geboren worden war, einer Stadt, aus der er mit fünfzehn Jahren vor den Nationalsozialisten flüchten musste: Frederic Morton, der Bestseller wie "Die Rothschilds, ein Porträt der Dynastie" und "Ewigkeitsgasse" geschrieben hat, ist 90-jährig in Wien gestorben.
Die Emigration war für die Familie ein "unerhörter Umbruch". Auch in New York war man antisemitischen Ressentiments ausgesetzt, daher beschloss die Familie, den Namen Mandelbaum abzulegen.
Die in Wien noch wohlhabende Industriellen-Familie führte in den USA zuerst ein karges Leben, wie Frederic Morton in einem APA-Interview erzählte; er arbeitet zuerst als Bäcker. Als Literaturstudent an der Columbia University und als Schüler der New School for Social Research kam er mit der deutschsprachigen Exilliteratur in Kontakt. Ab 1947 dann schrieb er für Zeitungen und Magazine, darunter die New York Times, Esquire und den Playboy.
Durchbruch
Auch aus seinem Roman "Ein letzter Walzer" entstand mit "Rudolf – Affaire Mayerling" ein Musical, das ein Jahr lang am Wiener Raimund Theater lief.
Österreich zeichnete ihn mehrfach aus: 1986 erhielt Morton das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, fünfzehn Jahre später folgte die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt in Gold. 2002 wurde "Ewigkeitsgasse" als Gratisbuch im Rahmen der Aktion "Eine Stadt - ein Buch" in einer Anzahl von 100.000 Stück verteilt. 2003 wurde Frederic Morton das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen. In seinen Reden dankte Morton zumeist auch seiner "zweiten Heimat Amerika". Zu der blieb er auf gewisse Weise auf Distanz: "Mit der Kultur von Amerika habe ich mich nie anfreunden können", sagte er 2009 in einem KURIER-Interview, denn es gehe dort immer darum, Erster zu sein. Das "Traumland Amerika" sei daher "wirklich tragisch, auch für seine Bürger." Am Donnerstag hätte Morton einen Interviewtermin mit dem KURIER gehabt.
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