Schriftsteller Carlo Fruttero gestorben

Schriftsteller Carlo Fruttero gestorben
Gemeinsam mit Franco Lucentini schuf er meisterhafte italienische Kriminalliteratur. Fruttero starb 85-jährig in der Toskana.

Der italienische Schriftsteller Carlo Fruttero ist am Sonntag im Alter von 85 Jahren gestorben. Der gebürtige Turiner starb in seiner Wohnung im toskanischen Badeort Castiglione della Pescaia. Internationalen Ruhm hatte Fruttero dank seiner Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Franco Lucentini erlangt. Die Namen Franco Lucentini und Carlo Fruttero waren 30 Jahre lang ein Markenzeichen für meisterhafte italienische Kriminalliteratur.

In ihren gemeinsamen Werken gelang es Fruttero und Lucentini, Krimispannung mit Kritik an der italienischen Gesellschaft zu verbinden. Die Zusammenarbeit der beiden Autoren hatte in den 60er Jahren begonnen. Damals waren sie vom Einaudi-Verlag beauftragt worden, eine Science-Fiction-Anthologie herauszugeben. 1974 erschien das erste Buch des Autorenduos, "Die Sonntagsfrau". Es folgten u.a. "Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz", "Der Palio der toten Reiter" sowie "Die Wahrheit über den Fall D".

Krimi-Autorenduo ab 1972

Lucentini, der als Gegner des faschistischen Regimes bereits eine Haftstrafe verbüßt hatte und anschließend ins Ausland übersiedelte, traf den sechs Jahre jüngeren Fruttero Ende der 50er Jahre in Paris. Der eine arbeitete dort als Lektor für das Turiner Verlagshaus Einaudi, der andere als Übersetzer von Samuel Beckett. Schnell entdeckten sie ihre Vorliebe für vertrackte, ausgeklügelte Kriminalromane, die sie ab 1972 "vierhändig" verfassten. Krimis wie "Wie weit ist die Nacht" (1981) oder "Das Geheimnis der Pineta" (1993) fanden eine große Fan-Gemeinde. Mit "Du bist so blass" (1987) lieferten Fruttero & Lucentini eine meisterhafte kleine Etüde ab, in der sie die italienische High-Society-Kultur witzig und boshaft unter die Lupe nahmen.

Lucentini hatte sich im Jahr 2002 in Turin das Leben genommen, indem er vom Stiegengeländer seiner Wohnung in Turin gesprungen war. Wie sein Kollege Lucentini verfügte Fruttero über ein starkes Gefühl für Orte und tippte immer noch auf mechanischen Schreibmaschinen. Er war das extrovertiertere Element des Autoren-Duos. Mehrere ihrer Romane wurden verfilmt, Hauptdarsteller in "Die Sonntagsfrau" war Marcello Mastroianni.

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