Das Land erwarb die Ruine und ließ sie komplett restaurieren. Die Arbeiten sind nun abgeschlossen. Und man kann die Synagoge kostenlos besichtigen – unmittelbar vor dem Spiel im Schloss.
Zum „50-jährigen Jubiläum“ der Schlossspiele bringt Wolfgang Böck, der 69-jährige Intendant, passenderweise einen unterhaltsamen wie berührenden Crashkurs zum Dritten Reich. In „Der Bockerer“ lassen Peter Preses und Ulrich Becher echt nichts aus: Sie erzählen von Reibepartien und dem Anhimmeln des Führers, von Ariernachweisen und Judenverfolgung, von der Ernüchterung nach Stalingrad und der Befreiung bzw. Besatzung durch die vier Siegermächte.
Im Zentrum steht der bauernschlaue, aufmüpfige Fleischer Karl Bockerer in der Paniglgasse, der justament am gleichen Tag im gleichen Jahr Geburtstag hat wie Hitler. Dass ihm dessen Frau Binerl erklären muss, was die Nürnberger Rassengesetze sind: Das ist völlig unglaubwürdig, dem didaktischen Ansatz geschuldet.
Maria Hofstätter vermag zudem als übereifrige Nazisse nicht wirklich zu überzeugen. Und Markus Freistätter tut sich als illegaler SA-Scherge schwer: Er gewinnt erst an Kontur, wenn der Bockerer-Sohn als Häufchen Elend an die Ostfront muss.
Aber Böck hat sich zum Bockerer gemacht. Und das macht er, mitunter an Ernst Waldbrunn erinnernd, hinreißend – etwa beim Verhör im Gestapo-Hauptquartier.
Zusammen mit Wolf Bachofner als Spezi Hatzinger gelingen wunderbare Dialoge wie auch Slapstick-Einlagen: Die beiden machen die Verfilmung mit Karl Merkatz vergessen, obwohl Andy Hallwaxx als Anwalt Rosenblatt nie an Heinz Marecek herankommt. Die Abgrenzung vom Film aus 1981 gelingt auch deshalb, weil in der soliden Inszenierung von Claus Tröger andere Schwerpunkte gesetzt werden.
Die Szenerie von Erich Uiberlacker – rot lackierte Trennelemente mit Gitterstruktur und eine Drehbühne in Grautönen vor den bunt beleuchteten Arkadenbögen – ist in erster Linie praktikabel, die Kostüme von Gerti Rindler-Schantl illustrieren die NS-Zeit perfekt. Zusammen mit einem durch die Bank österreichischen Ensemble entsteht eine packende Geschichtsstunde. Nur die Nie-wieder!-Botschaft „Aufpass’n muss ma!“ ist gar ein bisschen aufdringlich.
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