Schlange vor dem Belvedere – wie vor der Pandemie
Es mangelt nicht an Jahreszahlen, um das Belvedere gebührend zu feiern: 1712 wurde mit dem Bau des unteren Schlosses begonnen, 1717 mit dem Bau des oberen, und 1723 war es fertiggestellt. 1752, also nach dem Tod des Bauherren Prinz Eugen, erwarb Maria Theresia die Barockanlage: 1776 beschloss sie, die Kunstsammlung von der Stallburg ins Obere Belvedere zu transferieren und öffentlich zugänglich zu machen.
Da das Belvedere aber, so Direktorin Stella Rollig, „von Anfang an als Ort der Kunst ersonnen“ worden sei, zog die Geschäftsführung der Österreichischen Galerie die Zahl 1723 heran, um ein 300-Jahr-Jubiläum feiern zu können – unter dem Motto „Goldener Frühling“.
Dieser hat bereits jetzt eingesetzt. Denn in der Orangerie wird die Geschichte des Schlosses nacherzählt: als Kulisse höfischer Feste und als königliche Residenz, als vom Bürgertum getragene Moderne Galerie und auch als Ort der Staatsvertragsunterzeichnung 1955. Die Schau „Das Belvedere – 300 Jahre Ort der Kunst“ läuft bis Jänner 2014. Ab 22. März präsentiert man zudem eine Neuaufstellung der Sammlung: „Schau!“
Der Frühling hat tatsächlich schon eingesetzt: Die Lockdowns sind Schnee von gestern, vor dem Eingang stehen die Touristen Schlange, am letzten Wochenende hat man so viele Besucher wie vor der Pandemie gezählt. Insgesamt werde man auf 70 bis 75 Prozent der Zahlen von 2019 kommen, so Wolfgang Bergmann, der kaufmännische Direktor. Aufgrund staatlicher Hilfsmaßnahmen sei man gut durch die Krise gekommen, nach der zwischenzeitlich erfolgten Sanierung des Unteren Belvederes stehe man jetzt „runderneuert“ da.
Jogger aus dem Tritt
Und grüner als je zuvor. Als Nächstes werde auf dem Flachdach des ehemaligen 20er-Hauses eine Photovoltaikanlage montiert. Zu sehen sein wird dort, im Belvedere 21, ab 7. April eine sich permanent verändernde Ausstellung „Über das Neue“. Und von 13. Mai bis 1. Oktober verwandeln sich die Gartenanlagen in einen Skulpturenpark, die staunende Jogger aus dem Tritt bringen soll – mit Arbeiten von Dan Graham oder Louise Bourgeois.
Das Interesse an Gustavs Klimts „Kuss“ in 10.000 digitalen Einzelteilen dürfte hingegen erlahmt sein: Verkauft wurden seit dem Valentinstag nur 2.600 NFTs. Die Einnahmen waren im Mai mit 4,4 Millionen Euro beziffert worden, jetzt machen sie 4,5 Millionen aus. Die Höhe des Imageschadens wurde nicht errechnet. TRENK
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