Im Ellenbogen liegt die Unsterblichkeit

Thiemo Strutzenberger, Nicola Kirsch und die Paralleluniversen
Kritik. Nick Paynes "Konstellationen" ist ein Crashkurs in Quantenmechanik.

Es ist schlüssig, den Jahreswechsel mit dem Nachdenken über Quantenmechanik zu verbringen. Denn sie geht davon aus, dass unser Universum nicht das einzige ist. Und wann, wenn nicht zu Beginn eines neuen Jahres, lässt sich über Zeit und Raum und über die Möglichkeiten von Gestaltung und Schicksal philosophieren?

Dies könnte die Überlegung des Schauspielhaus-Direktors Andreas Beck gewesen sein, die deutschsprachige Erstaufführung von Nick Paynes „Konstellationen“ auf den Spielplan zu setzen. Eine gute Entscheidung: Das ausverkaufte Haus in der Porzellangasse zeigt damit, dass es auch eine leichtfüßige Silvesterpremiere, bei der viel gelacht wird, bewältigt.

Unter der Regie von Ramin Gray tischen Nicola Kirsch als Quantenphysikerin Marianne und Thiemo Strutzenberger als Imker Roland zig Versionen von „Jetzt-Illusionen“ auf. Das Spiel auf der bis auf eine Ziegelwand leeren Bühne (Gray) beginnt mit einer Party und dem interessanten Aufreißersatz „Das Geheimnis der Unsterblichkeit liegt in den Spitzen der Ellenbogen – deshalb kann man sie nicht lecken. Wer es kann, wird ewig leben.“ Von da an dreht sich alles um die Fragen: Abschleppen, ja oder nein? Zum Frühstück bleiben, ja oder nein? Bis hin zu gewichtigeren Fragen wie: Tumor operieren, ja oder nein?

Zum Unterschied von Was-wäre-wenn-Stücken wie Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“, das einen Abend in mehreren Versionen zeigt, wird hier die Konsequenz jeder einzelnen Entscheidung gezeigt. Das ist amüsant, stimmt nachdenklich und wirkt manchmal mühsam. Doch dass das Ensemble von Paralleluniversen Nichtphysiker überfordern könnte, wird von der flotten Regie und den hervorragenden Schauspielern wettgemacht.

KURIER-Wertung:

Kommentare