Samenspende Nr. 801
Im Pornokino am Gürtel spielen sie „Assholy Nights“. Daran merkt man:
Es weihnachtet.
Es weihnachtet in Manfred Rebhandls Roman „Dürre Beweise“ (Czernin Verlag, 19,90 Euro). Es ist das zweite Buch der Serie um den Privatermittler Rock Rockenschaub, der sich in den schrecklichen Tiefen des 16. Bezirks herumtreibt.
Manchmal fährt Rock zur Arbeit in noblere Gegenden – zu magersüchtigen Ballerinas und Privatschulnonnen – oder er chauffiert seinen Freund Lemmy in eine Klinik, wo er regelmäßig Samen spendet. Lemmy braucht das für sein Ego: „Ich hab’ schon 800 Kinder gezeugt!“ Naja.
Fürs erste Buch, „Das Schwert des Ostens“, bekam der Rebhandl kürzlich den Wiener Leo-Perutz-Preis.
Seine Krimis sind unverwechselbar. Man sieht gleich: Dem Autor ist Sergio Leone lieber als Donna Leon. Der gebürtige Oberösterreicher vom Jahrgang 1966 schreibt fürwahr keine Kochbücher, die sich als Thriller tarnen.
Wenn man etwas Deppertes lesen will (in dem viel Kluges steckt), sollte es unbedingt von Rebhandl sein.
Nach seiner Serie über den Gendarmen Biermösel trieb ihn der Wunsch, „noch irgendwo grindig leben zu dürfen“ zur neuen Figur des Rock Rockenschaub.
Schwarze Fenster
„Irgendwo grindig leben zu dürfen in einer Welt, wo alles verschwinden soll, was nicht investmenttauglich ist ...“ Manfred Rebhandl hält das Leben „sowieso für schmutzig, auch wenn man sich vorschriftsmäßig zwei Mal am Tag wäscht.“
In „Das Schwert des Osten“, war ein Türken hassender Fleischhauer umgebracht worden.
Jetzt geht es um ein verschwundenes Mädchen – aber vor allem um eine Mutter, die ihren 13-jährigen Sohn rosa anzieht und an ihrer Brust stillt,
um Tabledance, Burn-out, um Johnny Cash und Willie Nelson ... und Rock Rockenschaubs Freund Lemmy, der bricht bei der 801. „Zeugung“ am Klinik-Klo ohnmächtig zusammen.
Es funktioniert halt alles nicht mehr so gut wie früher.
Kommentare