Salzburger ORF-Direktor bewirbt sich für 13 Jobs

ORF-Salzburg-Chef Roland Brunhofer
Roland Brunhofer führt das System des Tauschhandels bei ORF-Wahlen ad absurdum.

Roland Brunhofer, unter der früheren SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bestellter ORF-Landesdirektor in Salzburg, muss mit Ablauf seines Vertrages Ende 2016 gehen. Diesen Wunsch hat ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer beim wiedergewählten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz deponiert. Im Gegenzug darf dieser mit der Zustimmung der Salzburger beim Antrag für eine Gebührenerhöhung im Herbst rechnen.

Dass er quasi zum Tauschobjekt geworden ist, kommentiert Brunhofer gegenüber dem KURIER so: "Wenn es ein politisches Agreement gib, muss ich das zur Kenntnis nehmen. Mehr gibt es nicht zu sagen."

Und tut stattdessen etwas völlig Unerwartetes: Der frühere Betriebsrat im ORF-Landesstudio Oberösterreich hat für alle 13 ausgeschriebenen ORF-Direktoren-Posten ein Bewerbungsschreiben nach Wien abgeschickt: "Aus rechtlichen Gründen muss ich mich bewerben. Ich muss meine Rechtsansprüche wahren. Und da ich in letzter Zeit für so gut wie alles gehandelt wurde, habe ich mich auch für alles beworben."

Leistung

Brunhofer war einmal für Wrabetz "mein bester Landesdirektor". Das nutzt Brunhofer ebenso wenig wie seine Leistungsdaten in Salzburg: Kosten im Landesstudio massiv gesenkt, Werbeeinnahmen erheblich erhöht, die schlankste Personalstruktur geschaffen und für einen Relevanzschub des Landesstudios im bundesweiten Programm durch Früh-Fernsehen und die Bundesländer-Show "9 Plätze, 9 Schätze" gesorgt. Wrabetz ersetzt Brunhofer aber trotzdem durch den in Wien kritisch beäugten ORF-III-Chefredakteur Christoph Takacs. Kritik am Generaldirektor gibt es von Brunhofer aber nicht: "Loyalität ist kein Geschäftsprinzip, sondern eine Charaktereigenschaft, die ich für mich in Anspruch nehme."

Er sei so frei wie nie zuvor bei seinen kommenden Personalentscheidungen, hatte der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Abend seiner Wiederwahl sinngemäß erklärt. Wer deshalb einen personellen Befreiungsschlag insbesondere gegenüber der (Landes-)Politik erwartet oder erhofft hat, wird am 15. September, dem Wahltag für die Direktoren, aber wohl bitter enttäuscht werden – die Ära Wrabetz III beginnt mit politischen Tauschgeschäften.

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