Salzburger Festspiele: Wie Einsamkeit zur Musik wird

Von Susanne Zobl
Bereits als Konzertchef der Salzburger Festspiele ließ der heute amtierende Intendant Markus Hinterhäuser seine besondere Gabe erkennen, Programme so zu gestalten, dass diese per se ausstrahlen. Eines der jüngsten Beispiele dafür ist das erste Konzert des Klangforum Wien unter dem Dirigat von Sylvain Cambreling in der Kollegienkirche im Rahmen der „Ouverture spirituelle“.
Drei Preziosen zeitgenössischer Musik fügten sich da zu einem verstörenden musikalischen Abbild von Einsamkeit zusammen. Den Auftakt gab der Zyklus „Ancient Voices of Children“ von George Crumb. Dirigent Sylvain Cambreling führte das ungewöhnliche Ensemble, Sopran, Knabensopran (Filip Köpke), Oboe, Mandoline, Harfe, elektrisch verstärktes Klavier, Spielzeug-Klavier und Schlagzeug, mit sicherer Hand durch die Vertonungen von Federico García Lorcas Gedichten.
Sophia Burgos mischte ihre Stimme mit anmutiger Natürlichkeit unter die Instrumente. Phänomenal, wie sie mit ihrem höhensicheren, flexiblen Sopran Gurre-Laute hören ließ. Eine einzigartige Stimmakrobatin war da zu hören, die dann, als sie Lorcas spanische Verse intonierte, mit absoluter Wortdeutlichkeit bestach. Aufwühlend ertönte die Oboe (virtuos Markus Deuter) wie eine zweite Stimme.
Claude Vivier, der ohne Eltern aufwachsen musste, ließ in „Lonely Child“ seine eigene Einsamkeit zur Musik werden. Auch beim französischen Text, den der Komponist selbst schrieb, setzte Burgos auf ein Höchstmaß an Präzision. Das dem Konzert titelgebende Werk „Ich suchte, aber ich fand ihn nicht“ von Georg Friedrich Haas bezieht sich auf das Hohelied Salomons. Eine einsame Seele sucht den, den sie liebt. Cambreling richtete mit dem höchst konzentriert spielendem Klangforum bedrohliche Klangwände im Kirchenschiff auf, deren beklemmender Wirkung man sich nicht entziehen konnte. Dieser denkwürdige Abend wurde zurecht stark akklamiert.
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