Salzburger Festspiele: Schauspielchefin wehrt sich gegen Entlassung
„Ich bin überzeugt, dass meine Entlassung durch die Salzburger Festspiele rechtswidrig ist“. Marina Davydova hat Anwälte beauftragt.
03.12.24, 08:52
Marina Davydova, die entlassene Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, will ihre kürzlich bekannt gegebene vorzeitige Vertragsauflösung bekämpfen. „Ich bin überzeugt, dass meine Entlassung durch die Salzburger Festspiele rechtswidrig ist“, betont Davydova gegenüber der APA. „Selbstverständlich habe ich kein Fehlverhalten gesetzt. Ich habe meine österreichischen Anwälte bereits beauftragt, alle notwendigen rechtlichen Schritte zur Durchsetzung meiner Rechte zu setzen.“
Es sei „unschwer zu erraten, dass ich nach den Geschehnissen in Bezug auf mich in Salzburg von Gefühlen überwältigt bin“, so die Dramaturgin und Theaterwissenschafterin, deren Salzburger Vertrag bis 2026 gelaufen wäre, zur APA. Die von ihr bereits verfasste „sehr emotionale und persönliche Erklärung dazu“ will Davydova auf Anraten ihrer Rechtsanwälte aber doch nicht veröffentlichen.
Nebentätigkeit für ein Berliner Festival
Davydova wurde nach nur einer von ihr mitverantworteten Salzburger Festspiel-Saison ihre Tätigkeit für das „Voices. Performing Arts Festival“ in Berlin zum Verhängnis. Diese werteten die Salzburger Festspiele als „weder angezeigte noch genehmigte Tätigkeit“ und Verletzung ihres Vertrages.
„Frau Davydova hat keinen Entlassungsgrund gesetzt“, heißt es seitens ihres Anwalts Gerald Ganzger in einem der APA vorliegenden Schreiben. Die von den Festspielen verbreitete Behauptung, Davydova hätte eine konkurrenzierende, nicht genehmigte Nebentätigkeit ausgeübt, sei unrichtig. Ihre „Nebenbeschäftigung“ habe darin bestanden, „dass Frau Davydova völlig unentgeltlich“ eines von zwei Mitgliedern des künstlerischen Komitees des „The Voices Performing Arts Festival“ in Berlin war. Dieses Festival sei eine künstlerische Plattform für vertriebene Künstler und ist hauptsächlich den politischen Emigranten aus Russland gewidmet.
„Diese völlig unentgeltliche, rein humanitäre und philanthropische Tätigkeit für geflohene russische Künstler wurde von den Salzburger Festspielen rechtswidrig als Vorwand genutzt, um Frau Davydova loszuwerden“, so Ganzger. Davydova werde diese „ungerechtfertigte Entlassung nicht akzeptieren“ und alle ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen Schritte dagegen unternehmen.
Der deutsche Musikmanager und frühere Chef des Wiener Konzerthauses, Karsten Witt, über dessen Plattform CLSX.de das 2023 erstmals veranstaltete „Voices“-Festival organisiert wurde, wird dazu am Dienstag im KURIER zitiert: „Es war naheliegend, Marina Davydova als Expertin anzusprechen. Sie hat uns Ratschläge gegeben und mit Kontakten weitergeholfen. Mehr war es nicht. Sie ist weder aufgetreten, noch ist sie von uns bezahlt worden.“
„Es gibt vertragliche Verpflichtungen, und an diese Verträge muss man sich halten. Und es gibt ganz klare Regeln für Nebenbeschäftigungen“, begründete der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, gegenüber Ö1 die Entscheidung. Andere Gründe wie künstlerische Differenzen oder atmosphärische Störungen der Zusammenarbeit habe es keine gegeben. Hinterhäuser will über die künftige Schauspielleitung ohne Ausschreibung selbst entscheiden.
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