Der rund siebeneinhalbstündige Lesemarathon mit mehreren Stationen beginnt um 11 Uhr ebendort, er wird von Studierenden und vielen Schauspielern, darunter fast dem halben „Jedermann“-Cast (Dörte Lyssewski, Kristof Van Boven, Dominik Dos-Reis Christoph Luser) bestritten.
Der Fokus liegt auf Österreich, die Auswahl aber verwundert ein wenig. Gut, „Werthers Leiden“ (1807) von Ferdinand Kringsteiner und „Das neue Ghetto“ (1898) von Theodor Herzl sind unbekannt. Aber Maria Lazar und Anna Gmeyner sind bereits wiederentdeckt und werden auch an der Burg gespielt („Der Henker“ bzw. „Automatenbüffet“). Wey stellt aber ein Stück von Lazar aus 1938/’39 vor, das noch nicht uraufgeführt wurde („Der blinde Passagier“), von Anna Gmeyner bringt er „Heer ohne Helden“ (1929) - wie alle anderen Stücke in Strichfassungen. Zudem präsentieren Wey und Strauß „Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“ von Jura Soyfer aus 1936: Dieses beklemmend aktuelle Stück war im letzten Jahr gleich zwei Mal in Wien zu sehen, darunter in der TheaterArche.
Der Marathon, um Installationen, Performances und Diskussionen ergänzt, ist nebenbei auch ein Feigenblatt. Denn er stellt – im Gegensatz zum Schauspielprogramm der Festspiele – das Stück in den Mittelpunkt. Gelesen werden zudem zwei Auftragswerke: „Wir haben Sasha Marianna Salzmann und Ewald Palmetshofer gebeten, je ein Stück zu schreiben, das hypothetisch im Jahr 2050 vergessen sein wird.“
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