Sergej Rachmaninows 3. Klavierkonzert in d-Moll – es stellt höchste Herausforderungen – zählt seit Jahren zum Kernrepertoire von Bronfman. Die Autorin dieser Kritik hörte seine Interpretation nicht zum ersten Mal. Bei dieser bahnte sich etwas Seltsames an. Bronfman näherte sich dem Werk so, als würde er es neu ergründen wollen. Mit zarten Anschlägen hob er an. Dann packte er zu, er ließ seine Finger über die Tasten galoppieren, changierte zwischen Kantabilität und Attacke, fand einen spannenden Dialog mit dem Orchester und wurde mit Ovationen gefeiert.
Bei Gustav Mahlers 5. Symphonie in cis-Moll war zu hören, wie exzellent Honeck die Klangkultur des Orchesters pflegt. Seit 2008 ist der Vorarlberger Musikdirektor in Pittsburgh. Das Trompetensolo zu Beginn hatte fast etwas Militärisches. Durch den „Trauermarsch“ führte Honeck mit sanfter Linienführung, generierte eine beklemmende Zartheit, die sich im klaren, kühlen Klang der Streicher ausdrückte. Die Blechbläser intonierten mit ländlicher Weichheit. Dass sich irgendwann ein Quietschen in den Klang mengte, brachte Honeck nicht aus dem Konzept. (Das endete erst, als jemand forderte, das Hörgerät auszuschalten.)
Mit Ausgelassenheit dann das Scherzo. Mit purer Sinnlichkeit führte Honeck mit dem „Adagietto“ in andere Sphären. Mit Eleganz brachte er die Pracht und Ironie im Finale zur Entfaltung. Dann die Pointe bei der Zugabe: Mit einem Walzer aus Richard Strauss’ „Rosenkavalier-Suite“ ließ er derbe Lust auf anmutige Sinnlichkeit folgen. Jubel!
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