Klassik-Popstar auf musikalischer Rekordjagd

Lautes Getrampel, Gejohle, minutenlange Ovationen und Kusshändchen – das Publikum im Großen Festspielhaus stand Kopf. Warum? Ganz einfach: El Sistema ist in der Mozartstadt angekommen. 1300 Kinder und Jugendliche, 14 Konzerte und Superstar Gustavo Dudamel präsentieren bis 11. August das vom diesjährigen Eröffnungsredner José Antonio Abreu gegründete venezolanische Sozial,-und Musikerziehungsprogramm.

Vom Kinderchor über diverse Kammer-Musikformationen bis zum großen Orchester ist El Sistema in Salzburg präsent. Zum Auftakt war natürlich Dirigent Dudamel zu erleben, immerhin der wohl populärste Absolvent des inzwischen auch international erfolgreichen Projekts.

Dezibel-Rekorde

Und Gustavo Dudamel ist – anders lässt sich das nicht formulieren – eine Art Popstar der klassischen Musik. Wie ein Popstar ging Dudamel daher auch an Gustav Mahlers gigantische achte Symphonie heran. Als gelte es, die Dezibel-Rekorde eines echten Hard-Rock-Konzertes zu übertreffen, realisierte Dudamel am Pult des engagierten Simon Bolivar Symphony (früher: Youth) Orchestra den ersten Teil der Symphonie. Unterstützt von National Youth Choir of Venezuela, dem exzellenten Wiener Singverein, dem superar-Chor und einem Kinderchor entfesselte Dudamel gewaltige Klangmassen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Dass der zweite, weil viel lyrischere Teil nicht so überragend wirkte, lag nicht an den Solisten. Die wunderbare Anna Prohaska (was für eine schöne Stimme!), die intensive Juliane Banse samt Kollegin Emily Magee, dazu Birgit Remmert, Yvonne Naef, der Tenor Klaus Florian Vogt, der profunde Kurt Rydl und Detlef Roth – sie alle waren Mahler großartige Anwälte und vertraten mit hörbarer Freude die Idee hinter El Sistema.

KURIER-Wertung: **** von *****