Salzburger Festspiele: Jubel für Schiller und 25 Nackte
Eine ungewöhnliche Lösung hatte Burgtheaterdirektor Martin Kusej für seine Inszenierung von Schillers Königinnen-Drama "Maria Stuart" bei den Salzburger Festspielen angekündigt. Und zwar eine Lösung, die weder konventionell, noch gewollt "modern" ausfallen sollte. Und das ist ihm gelungen.
Irritierend oder avantgardistisch - Maria Stuart in Salzburg
Die Produktion hatte am Samstag auf der Perner-Insel in Hallein Premiere und übersiedelt im September ans Burgtheater nach Wien. Vom Premierenpublikum wurde die zwei Stunden und 40 Minuten lange, pausenlose Inszenierung mit großem Jubel aufgenommen.
In Schillers Drama geht es um das Duell zweier großer historischer Frauenfiguren um Englands Thron: Maria Stuart von Schottland und ihrer Cousine Elisabeth I., der Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn. Wie es ausgegangen ist, wissen wir aus dem Geschichtsunterricht: Elisabeth ließ Maria enthaupten.
Bei Schiller wird in dieser Geschichte vor allem geredet. Wer spricht wem die Legitimation ab? Wer schreibt wem verschwörerische Briefe? Wer liebt wen oder doch nicht? Kusej konzentriert sich daher durchaus konsequent auf Schillers glühende Sprache, die er wie ein kostbares Ausstellungsstück auf die Bühne hebt. Wie in Superzeitlupe werden die edel gealterter Sätze dem Zuschauer zur Besichtigung angeboten.
Das Bühnenbild bilden 25 meist nackte Männer, sie verkörpern das Volk oder auch die patriarchale Männerwelt. Kusej reduziert die Handlung auf eingefrorene Bilder, die durch Blackouts getrennt aufeinander folgen. Bewegung gibt es kaum. Das ist, man muss es zugeben, nicht leicht für den Zuschauer, manchmal wird man sich schmerzhaft seines Hinterteils bewusst.
Lässt man sich aber auf die Inszenierung ein, wird man mit großartigem Schauspiel belohnt, vor allem Birgit Minichmayr und Bibiana Beglau als Maria und Elisabeth beeindrucken.
Kommentare