Im Großen Salzburger Festspielhaus zu erleben: Giacomo Puccinis "Il trittico", das Triptychon aus drei Kurzopern. Normalerweise wird - wenn die Werke überhaupt gemeinsam aufgeführt werden - der komödiantische "Gianni Schicchi" ans Ende gestellt. Diesmal gilt das Finale "Suor Angelica", einer Tragödie einer Mutter, die im Kloster erfährt, dass ihr uneheliches Kind gestorben ist - woraufhin sie diesem in den Tod folgt.
Dieser dramaturgische Kunstgriff geht voll auf: Asmik Grigorian, seit einigen Jahren der große Star in Salzburg (und auch anderswo), ist die Schwester Angelica, die ihr etwa 20-minütiges Finale so beeindruckend singt, dass diese Momente in die Festspielgeschichte eingehen werden. Zutiefst berührend, darstellerisch höchst intensiv, gesanglich von einem phänomenalen Ausdruck, präzise in allen Lagen und enorm berührend. Wenn sie nicht bereits zu den Größten der Opernszene zählte, sie wäre spätestens nach dieser Premiere in dieser Riege.
Schon zuvor hatte Grigorian an diesem Abend als Lauretta in "Gianni Schicchi" begeistert, auch mit der berühmten Arie "O mio babbino caro". Nach dem humorvollen Erbschleicher-Stück brillierte sie als Giorgetta im Eifersuchtsdrama "Il tabarro".
Aber auch andere Sänger gilt es nach dieser Premiere zu würdigen: Misha Kiria als Gianni Schicchi, Roman Burdenko als Michele und Joshua Guerrero als Luigi (jeweils in "Il tabarro") sowie Marita Mattila, erfreulicherweise wieder einmal auf der Großen Festspielbühne, als La Zia Principessa in "Suor Angelica".
Fabelhaft war auch die musikalische Gestaltung des Abends: Franz Welser-Möst dirigierte die Wiener Philharmoniker höchst sensibel, mit atemberaubend schönen lyrischen Passagen, dann wieder großer Dramatik, enorm präzise, mit großer Ernsthaftigkeit und ohne jeden Kitsch, den man Puccini zu Unrecht immer wieder unterstellt. Gemeinsam sorgten Dirigent und Musiker auch für einen orchestralen Triumph.
Regisseur Christof Loy beeindruckt mit einer sehr guten Personenführung, er gestaltet die Charaktere glaubhaft, kann Komödie, Tragödie und Drama. Schade nur, dass das Bühnenbild (Etienne Pluss) ziemlich banal ist, den Fokus auf die packende Handlung nicht wirklich unterstützt und dass auch das Licht vor allem in "Il tabarro" viel zu dunkel ist.
Wenn man mehr gesehen hätte, wäre es wahrscheinlich noch besser gewesen. Was man gehört hat, war grandios.
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