Salzburger Festspiele: "Es werde Licht!"

Salzburger Festspiele: "Es werde Licht!"
Das "The English Baroque Soloists" unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner begeisterte beim Auftakt der "Ouverture spirituelle"das Publikum.

Der Bettler beim Ausgang der Mönchsberg-Garage ist derselbe wie in den vergangenen Jahren. Auch der Salzburger Schnürlregen ist bekannt. Immerhin werden vor dem Großen Festspielhaus aber Schirme verteilt. Denn bei der Champagner-Bar auf der anderen Seite der Hof­stallgasse können sich die Besucher noch nicht unterstellen – die hat ebenso zu wie das Kaffeehaus, in das sich Festspielgäste in der Pause, die es auch diesmal (unnötigerweise) gab, so gerne flüchten.

Von Glamour ist beim Auftakt der "Ouverture spirituelle", dem inoffiziellen Start der Salzburger Festspiele, noch nicht viel zu sehen. Im Festspielhaus selbst bleiben auch erstaunlich viele Plätze frei. Österreichs größtes Theater ist vielleicht doch zu überdimensioniert für diesen Anlass.

Spitzenorchester

Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" war jedenfalls stets für großes Orchester gedacht. Die erste Aufführung in Wien fand etwa mit 140 Musikern statt. In Salzburg sind es diesfalls nur 55, die allerdings als Ensemble fabelhaft, obwohl sie The English Baroque Soloists heißen. Ein Top-Orchester, dirigiert von Sir John Eliot Gardiner. Es spielte, nicht wie bei Orchesterkonzerten in Salzburg üblich, auf der Bühne, sondern vor dem Eisernen Vorhang. Wahrscheinlich, um den alten Instrumenten mehr Durchschlagskraft zu verleihen, was problemlos gelang.

Das englische Originalklang-Ensemble begeisterte das Publikum, darunter Kardinal Christoph Schönborn, mit einer farbenprächtigen, dynamischen und höchst differenzierten Gestaltung dieses Werkes, das Pereira an den Anfang gestellt hatte. "Es werde Licht!" – das ist wohl auch ein Motto des selbstbewussten neuen Salzburger Programm-Schöpfers.

Exzellent präsentierte sich zum Start des "Festivals vor dem Festival" auch der vom famosen Haydn-Interpreten Gardiner geleitete Monteverdi Choir. Von den Solisten wusste nur der Tenor James Gilchrist als Uriel mit noblem Timbre und feinen Lyrismen ähnlich zu überzeugen. Die Sopranistin Lucy Crowe (Gabriel/Eva) hat eine gute Höhe und versteht, Koloraturen präzise zu gestalten, ihr Timbre berührt aber nicht sehr. Der Bass Vuyani Mlinde (Raphael/Adam) hat eine elegante Mittellage, aber zu wenig Tiefe. Viel Applaus.

KURIER-Wertung: **** von *****

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