Eine wundersam heilige Heldin

Eine wundersam heilige Heldin
Konzertante Aufführung von Braunfels Opernrarität "Jeanne d‘Arc" bei den Festspielen.

Ich steh vor dem Antlitz Gottes. Bis in den Tod! Nichts ist mehr zu sagen!“ – Es sind ihre letzten, bedeutungsvollen Worte, nachdem sie wie durch ein Wunder unter Trompetenfanfaren, von ihren Ketten befreit, gefasst zum Scheiterhaufen schreitet. Mit einem gewaltigen, beeindruckenden Schlusschor, der eher an ein Passionsoratorium erinnert, endet „Jeanne d‘Arc“.

Es ist die letzte Oper von Walter Braunfels (1882–1954), von dem man bestenfalls „Die Vögel“ (ab 2000 an der Wiener Volksoper) kennt, ein von den Nazis verfemter, in Folge vergessener Komponist. Entstanden ist sie in völliger Isolation in den Kriegsjahren 1939–’43 in Überlingen am Bodensee. Kaum zu glauben, dass er in den 1920er-Jahren einer der meistgespielten deutschen Komponisten war.

Die „Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna“ harrten lange der Uraufführung. Diese erfolgte konzertant erst 2001 in Stockholm (2009 auf einer CD veröffentlicht) und 2008 szenisch an der Deutschen Oper Berlin.

Tradition

Erfreulich, dass das dreiteilige Werk (Berufung – Triumph – Leiden) jetzt bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wird. Hin und wieder etwas langwierig deklamatorisch orientiert es sich an der spätromantischen Tradition eines Hindemith, Schreker, Zemlinsky. Wie schon bei der Uraufführung und auf der CD steht auch in der Felsenreitschule Manfred Honeck am Pult. Mit schlagtechnischer Präzision und suggestiver Wirkung weiß er die wirkungsvollen spätromantischen Klänge, die die musikalische Tradition mit neuartigen Ausdrucksmitteln der Moderne verschmelzen, im ORF Radio-Symphonieorchester Wien exzellent erklingen zu lassen: Mit feinsten Nuancen, aber auch gewaltigen Steigerungen und hoher Spielfreude folgen ihm dabei die Musiker. Herrliche Piani, aber auch homogene Stimmgewalt hört man beim Salzburger Bachchor (Alois Glaßner) und dem Kinderchor (Wolfgang Götz).

Kaum Schwachstellen zeigt die famose Sängerriege: Juliane Banse (auch schon bei der Uraufführung dabei) ist eine berührende Johanna mit klarem Sopran. Johan Reuter ein kerniger, mit der Gewissheit über die Vorgänge glaubhaft ringender Gilles de Rais, genannt Blaubart. Pavol Breslik ein feiner König Karl von Valois. Ruben Drole ein Trémouille mit pechschwarzem Bass.

Von den vielen kleineren Partien stechen noch Norbert Ernst (Colin), Tobias Kehrer (Vater der Johanna), Martin Gantner (Baudricourt) sowie vier Mitglieder des Young Singers Project hervor.

Großer Jubel!

KURIER-Wertung: **** von *****

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