Für den Maestro sein erster Bruckner überhaupt und dann gleich die kolossale „Fünfte“, die höchste Aufmerksamkeit verlangt. An Konzentration mangelte es bei den Salzburger Festspielen im Großen Festspielhaus wahrlich nicht, auch nicht an Präzision, Transparenz, Farben und Klangmagie. Dafür sorgten die exzellenten Musiker unter Petrenko in überreichem Maße. Unter seiner umsichtigen, präzisen, aber auch stets animierenden Leitung wurde nach einem etwas bedächtigen Beginn mit großen Bögen die grandiose Klangarchitektur mit all ihren Kontrasten und Brüchen ideal herausmodelliert, immer unter Bedachtnahme auf die optimale Balance.
Es war schlichtweg ein Genuss, den makellosen Kantilenen, den intensiven Aufschwüngen, den exakten Bläsern und den in warmen Farben tönenden Streichern, besonders im wunderbaren Adagio des zweiten Satzes bis hin zu den suggestiven und erschütternden Klangwelten des Finales des etwa 80-minütige Mammutwerk, das Bruckner selbst nie gehört hat, lauschen zu können. Stehende Ovationen!
Kaum ein Land kann sich rühmen, ein derart musikalisches Denkmal gesetzt zu bekommen, wie es Bedrich Smetana mit „Mein Vaterland“ (Má vlast) für Tschechien getan hat: Eine wunderbare persönliche Hommage an Natur, Geschichte und Sagenwelt seiner Heimat. Nun erklang der symphonische Zyklus komplett bei den Salzburger Festspielen im ausverkauften Großen Festspielhaus beim zweiten Konzert der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko. Nach einer zarten Einleitung durch die Harfen wurde bald in farbiger Pracht die Königsburg „Vysehrad“ vorgestellt.
Die Moldau entlang
Dann durfte man dem Lauf der „Moldau“, dem wohl populärsten Part, folgen: Mit munteren, sauberen Flötenläufen bei der Quelle, über strahlende, farbige Streicher, die das berühmte Hauptthema anstimmten, mit sicheren Hörnern bei der Waldjagd. Wild aufbrausend erlebte man dann „Sárka“, die Amazonin, sonnendurchflutet und folkloristisch „Böhmens Hain und Flur“ mit einer Polka und dann die Teile Tábor mit einem Choral und den Berg Blaník. Ungemein präzise und pointiert dirigierend, konnte Petrenko gemeinsam mit dem Orchester mit einer perfekten musikalischen Symbiose aufwarten und mit enormer Transparenz, Präzision wie auch Klangpracht begeistern. Besonders zu erwähnen seien aus allen fabelhaft spielenden Instrumentengruppen wieder einmal die exakten Blechbläser. Stehende Ovationen!
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