Saisoneröffnung im Theater an der Wien

Saisonstart Vereinigte Bühnen - Brandauer Lesung Wien, Theater an der Wien, 11. 09. 2013 Roland GEYER, Klaus Maria BRANDAUER, Lars VOGT Copyright TOPPRESS Austria
Saisonauftakt nach Maß im Theater an der Wien. Mit Klaus Maria Brandauer und Richard Wagner.

Der „R. aus L.“ hat genau ein Ziel. Ihn will er treffen, den großen Ludwig van Beethoven. Idol, Vorbild und ertaubter Gigant, zu dem der junge und mittellose Komponist R. nach Wien pilgert. Doch nicht bloß R. will Beethoven treffen, auch ein seltsamer Engländer will endlich „die Beethoven sehen“.

Kaum zu glauben, aber wahr: Richard Wagner, der Egomane und Musiktheater-Gigant, hatte auch Humor. Zumindest in seiner Novelle „Eine Pilgerfahrt zu Beethoven“, mit der Burgstar Klaus Maria Brandauer die neue Saison im Theater an der Wien eröffnete. Eine musikalische Lesung zum Auftakt, bei der Wagner zu Wort und Beethoven zu Ton kam.

Brandauer – ein grandioser Rezitator – hat Wagners Text offensichtlich internalisiert, kostete in seinem Vortrag etliche Nuancen aus, verlieh den jeweils handelnden Personen ihr ganz eigenes vokales Profil, mitunter ihren Akzent, ihren Dialekt.

Viel Ironie

Dazwischen interpretierte der Pianist Lars Vogt – quasi als kurze Interventionen – Beethovens „Sechs Bagatellen für Klavier“ (op. 126). Vorrang aber hatte stets das Wort, denn Klaus Maria Brandauer betätigte sich als pointierter, versierter Erzähler, der auch mit der nötigen Ironie zu Werke ging. Denn immerhin legt Wagner in seiner Novelle seine persönlichen Gedanken über die Zukunftsmusik Beethoven in den Mund. Wagner als legitimer Erbe des Komponisten – so hat sich der Bayreuther Meister gern gesehen.

Dass der fiktive R. (Richard) aus L. (Leipzig, Wagners Geburtsstadt) von Beethoven den guten Rat erhält, es als Komponist doch einmal mit Galoppen zu versuchen, war dabei nur eine von vielen Brechungen, die Anlass zum Schmunzeln bot.

Eine starke Lesung also, bei der zuletzt wieder die Musik im Zentrum stand. Genauer gesagt Beethovens Klaviersonate op. 111 in c-Moll, die Lars Vogt anfangs in der gebotenen Monumentalität realisierte. Der zweite Satz aber lässt sich noch feinsinniger, filigraner und atmosphärisch dichter gestalten.

Egal, das Publikum jubelte und durfte sich insgesamt über einen Saisonauftakt nach Maß freuen.

KURIER-Wertung: **** von *****

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