Nach Hilferuf der Wiener Sängerknaben: Bund schießt fehlendes Geld zu

Nach Hilferuf der Wiener Sängerknaben: Bund schießt fehlendes Geld zu
Der Präsident der Wiener Sängerknaben klagte medial über Kostenexplosion und eine Lücke von 800.000 Euro. Der Bund springt nun mit "Akuthilfe" ein.

Das alte Jahr endete für eine österreichische Institution doch noch  gut: Der Bund füllt die Lücke auf, die sich im Budget der Wiener Sängerknaben aufgetan hat. Um 800.000 Euro geht es, die nun aus  Mitteln des Bildungs- und Kulturministeriums kommen.

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Zuvor hatte deren  Präsident, Erich Arthold, medial   Alarm geschlagen:  „Trotz der bereits erfolgten Hilfe der Stadt Wien schaffen wir das nicht mehr alleine, wir brauchen dringend weitere Unterstützung“,  wurde er in der Kronen Zeitung zitiert

Nach Hilferuf der Wiener Sängerknaben: Bund schießt fehlendes Geld zu

Erich Arthold, Präsident der Wiener Sängerknaben,

Es fehlten eben rund 800.000 Euro, um den Betrieb des Traditionschors aufrechterhalten zu können: Denn nach coronabedingten Tourneeabsagen sei der Konzertbetrieb zwar wieder angelaufen, gleichzeitig seien aber die Kosten explodiert und Sponsorengelder ausgeblieben, begründete Arthold. 

Woher die Einnahmen kommen

Zwei Drittel der Einnahmen des Chors kämen durch (internationale) Konzerte herein, rund 300 geben die an die 100 Sänger in vier Chören  zwischen neun und 14 Jahren pro Jahr. 

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Doch laut Arthold seien die Ausgaben  für Säle, Hotels oder Flüge immens gestiegen. Diese Kosten könne der Chor nicht  "auf das Publikum abwälzen, sonst komme es nicht mehr", mahnte der Präsident.

Bund sagt Unterstützung zu

Sein Hilferuf blieb  nicht ungehört. Am Samstag teilte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit, dass der berühmte Chor eine Art "Akuthilfe“ erhalten werde.  "Wir retten gemeinsam die Wiener Sängerknaben“, ließ Nehammer wissen. 

Die benötigten 800.000 Euro  aus Bundesmitteln sollten sicherstellen, dass   "die Sängerknaben ohne existenzielle Sorgen ins kommende Jahr gehen können“. In den nächsten Monaten werde man aber eine "nachhaltige Lösung“ erarbeiten, "die die Finanzierung der Sängerknaben und der Wiener Chormädchen dauerhaft sicherstellt“, hieß es in einer Mitteilung. 

Ein Polster bis Saisonende

Arthold zeigte sich erleichtert: "Das ist ein Polster, mit dem wir bis zum Ende der Saison gut durchkommen.“ Das Saisonende bei den Sängerknaben ist im  August.

Schon vor der Nachricht aus der Bundesregierung gab es politische Debatten über die Rettung des Chors. Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer hatte am Vormittag eine kurzfristige Lösung anklingen lassen: Es würde  "an einer zeitnahen und positiven Lösung“ gearbeitet. Schließlich seien die Sängerknaben ein §Kulturgut für ganz Österreich, mit Strahlkraft in die ganze Welt. Wir müssen gerade in diesen Zeiten alles tun, um dieses Kulturgut zu bewahren“, betonte  Mahrer. 

FPÖ-Kultursprecher Thomas Spalt forderte indes von der Bundesregierung, "weniger Steuergeld  für verschwindend kleine Randgruppen“ auszugeben und sich stattdessen "um das kulturelle Erbe unseres Landes zu kümmern“. 

Wann Knaben und Mädchen gemeinsam singen

Die historische Tradition des Chors lässt sich bis 1498 belegen:  Die "Hofcapell-Singknaben“ des späteren Kaisers Maximilian I. waren der Grundstein für  den heutigen Chor, der 2004 um die Wiener Chormädchen erweitert wurde. Sängerknaben und Chormädchen treten gelegentlich auch gemeinsam auf, wie etwa beim Neujahrskonzert 2023.

 

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