Klemens Hallmann ist ein erfolgreicher Unternehmer – und jemand, der sich für Umwelt und soziale Themen einsetzt. Außerdem ist er Vater zweier Töchter. Als er erfuhr, dass die Wiener Sängermädchen – anders als die Sängerknaben – für ihren ersten Auftritt beim Neujahrskonzert keine festlichen Uniformen bekommen sollten und bisher sogar Schuhe ihrer männlichen Kollegen trugen, sponserte er 70 neu designte Kleider und Uniformen für die talentierten Sängerinnen.
Der Chancengleichheit zuliebe. Haben Väter von Töchtern mehr Sensibilität für geschlechtsbedingte Ungerechtigkeiten?
KURIER: Sie fördern den Mädchenchor der Sängerknaben mit neuen Chor-Uniformen. Warum?
Klemens Hallmann: Als ich erfuhr, dass die Wiener Chormädchen am 1. Jänner 2023 zum allerersten Mal in der Geschichte beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker auftreten werden, war ich begeistert. Was für ein historisch bedeutendes Ereignis.
Während die Wiener Sängerknaben heuer ihr 525-jähriges Jubiläum feierten, blicken die Wiener Chormädchen mit ihrer Gründung 2004 auf eine noch junge Geschichte zurück. Sie zu unterstützen bedeutet für mich, einen kleinen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten.
Warum ist Förderung der Chancengleichheit schon ab so einem frühen Alter nötig?
Als Vater von zwei Töchtern wurde mir noch mehr bewusst, wie wichtig die Förderung von Mädchen ist. Junge Frauen sind heute besser ausgebildet denn je, mehr Frauen als Männer besitzen einen Hochschulabschluss, sie stehen Männern um nichts nach. Dennoch sind Frauen in einigen Bereichen nach wie vor unterrepräsentiert.
Mit der Unterstützung der Wiener Chormädchen wollte ich genau hier ansetzen: Die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, damit Mädchen und Frauen in allen Lebensbereichen und in jedem Alter ihr volles Potenzial entfalten können.
Psychologische Studien belegen, dass Väter besonderen Einfluss auf die berufliche Laufbahn ihrer Töchter haben, da sie Ehrgeiz, Selbstständigkeit und Vertrauen in die eigene Kompetenz förderten. Wie sehen Sie das ?
Ich bin der Überzeugung, dass fast alles im Leben möglich ist, wenn man daran glaubt und zielstrebig ist. Ich habe das Glück, dass meine Frau eine wundervolle Mutter ist, habe größten Respekt für ihren Einsatz und ihre unglaubliche Hingabe. Gemeinsam ist es uns wichtig, unsere Töchter zu ermutigen, an sich, ihre Fähigkeiten und Träume zu glauben und diese mit Freude und Leidenschaft, aber auch mit Disziplin zu verfolgen.
Verändert es den Blick auf die Chancengleichheit in der Arbeitswelt, wenn man Töchter hat?
Man wird natürlich für bestimmte Themen sensibilisiert und geht auch mit dem Blick eines Vaters durch die Welt. Für meine Töchter und für alle Mädchen wünsche ich mir, dass sie immer nach ihrem Charakter und ihrer Leistung und nie nach ihrem Geschlecht beurteilt werden. Das Thema Chancengleichheit war für mich aber bereits vor der Geburt meiner Töchter wichtig. Als Unternehmer hat man hier eine besondere Verantwortung und gesellschaftliche Vorbildfunktion.
Aus Unternehmersicht: Welche Weichen müsste man stellen, um mehr Frauen für höhere Managementaufgaben zu gewinnen?
Man kann als Unternehmen Rahmenbedingungen schaffen: Frauen möglichst früh Verantwortung übergeben, sie in ihrer Kompetenz bestärken, sowie gewisse Flexibilität bei der Arbeitszeit – vor allem bei jungen Müttern. Die Hälfte der Belegschaft der Hallmann Holding ist weiblich und davon ist jede zweite Frau in einer leitenden Funktion.
Mir war schon immer wichtig, dass in meinem Team alle – ob Männer oder Frauen – ein hohes Maß an Eigenverantwortung bekommen und so in ihrem Bereich erfolgreich sein können.
Sind Sie beim Neujahrskonzert dabei?
Dieses besondere Ereignis werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich freue mich auf das Neujahrskonzert und die damit verbundene neue Ära in der Geschichte der Wiener Chormädchen.
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