Rückkehr der Blockbuster im Kino: Der Kampf der Titanen
Der Riesenaffe trommelt brüllend auf seine Brust, die Monsterechse schreit hysterisch, Schiffe explodieren, gigantische Wellen schwappen über die Leinwand, die 3-D-Brille drückt hinter den Ohren und der Sessel bebt unter dröhnenden Soundblitzen – da weiß man wieder, warum man im Kino sitzt!
Die Blockbuster sind zurück.
Nach über einem Jahr geschlossener Kinos erhob Godzilla endlich sein Haupt aus dem Meer und rief, gemeinsam mit seinem Todfeind Kong, die amerikanischen Massen zurück in die Lichtspielstätten. Und sie kamen.
Das war Ende März.
Seitdem spielte „Godzilla vs. Kong“ rund 443 Millionen Dollar ein und gilt als der bislang erfolgreichste Blockbuster der Pandemie. Den dahinsiechenden amerikanischen Kinoketten wurde neues Leben eingehaucht, und die Branche jubelte.
Nun sind wir an der Reihe. Auch hierzulande haben die Großkinoketten wieder geöffnet und halten ihre Leinwände für Actionspektakel wie „Godzilla vs. Kong“ (Kinostart: Freitag), Marvel-Abenteuer „Black Widow“ (Kinostart: 8. Juli), Autoraserei „Fast & Furious 9“ (15. Juli) und viel (amerikanischer ) Star-Power bereit.
„Godzilla vs. Kong“ macht den Anfang des heurigen Blockbuster-Sommerkinos – und soll auch dem hiesigen (Post-)Corona-Kino einen gehörigen Schub verleihen. Heiß genug ist es ja gerade – und wer nicht im Schwimmbad brät, kann sich im Kino abkühlen und ins Spezialeffekt-Gewitter setzen.
Dabei beginnt es recht niedlich: Kong, das Riesenäffchen, erwacht auf der idyllisch anmutenden Skull Island, gähnt und streckt sich genüsslich und kratzt sich am pelzige Hintern, bevor er im Wasserfall eine Dusche nimmt. Doch das Abenteuer ist nicht weit: Eine korrupte Firma stachelt Godzilla zum Kampf gegen Kong an, um eine neue Waffe in Betrieb nehmen zu können. Dafür bedarf es einer Expedition unter der Führung von Kong in den hohlen Kern der Erde.
Weitere Fragen bitte an die Drehbuchautoren.
Gebärdensprache
Tatsächlich ist der menschliche Einfluss auf Handlungsverlauf und Psychologie von „Godzilla vs. Kong“ enden wollend. Den eindrücklichen Alexander Skarsgård, Sohn von Stellan, hat man beispielsweise in so emotional prägnanten Rollen wie „Melancholia“ von Lars von Trier gesehen. In „Godzilla vs. Kong“ muss er in erster Linie ein alarmiertes Gesicht machen und gemeinsam mit Rebecca Hall den Riesenaffen bei Laune halten. Hilfe bekommen die beiden von einem indigenen, gehörlosen kleinen Mädchen, das sich mit Kong via Gebärdensprache unterhalten kann.
Weitere Erzählstränge, wie etwa rund um einen hyperaktiven Whistleblower und zwei naseweise Teenager, verwirren die Geschichte zusätzlich, ohne sie tiefsinniger zu machen.
Die wahren Stars von „Kong vs. Godzilla“ sind Kong und Godzilla, oder, kurz gesagt, die Spezialeffekte.
Godzilla taucht wie ein Riesengebirge drohend aus dem Meer auf und durchschneidet mit seinem Schuppenleib große Schiffe wie Butter. Elegant wischt er mit seinem Schwanz brummende Hubschrauber vom Himmel. Auch im Vergleich zu Kongs Pratze nehmen sich die Menschlein nur so groß aus wie Erdnusslocken.
Regisseur Adam Wingard wartet mit dem ersten Zweikampf zwischen den Kino-Veteranen nicht bis zum Grande Finale, sondern lässt die beiden Titanen schon zu Beginn aufeinanderprallen prallen. Die wüsten Unterwasserkämpfe stellen nur einen Auftakt zum Showdown dar, wo die Hochhäuser zu Boden rieseln wie Tannennadeln.
Guantanamo
Keine Blockbuster-Action, aber amerikanische Star-Power bietet das Polit-Drama „Der Mauretanier“, der zeitgleich mit „Godzilla vs. Kong“ ebenfalls am kommenden Freitag startet. Im krassen Gegensatz zum Fantasy-Spektakel basiert „Der Mauretanier“ auf einer wahren Begebenheit.
Über 14 Jahre wurde der Mauretanier Mohamedou Ould Slahi in Guantanamo Bay in Kuba wegen Terrorverdachts festgehalten. Die US-Behörden vermuteten in ihm einen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September auf das World Trade Center, folterten ihn brutal und mussten ihn schließlich aufgrund von mangelnder Beweislast freilassen.
Slahi beschrieb seine Erlebnisse in dem Sachbuch-Bestseller „Das Guantanamo-Tagebuch“, das Regisseur Kevin Macdonald in ein dichtes, wenngleich recht schematischen Justizdrama übersetzte. Jodie Foster spielt darin die Starverteidigerin Nancy Hollander mit eisgrauem Haar und steiler Stirnfalte, die sich im Zuge ihrer Ermittlungen vertieft, je mehr sie über die Foltermethoden seitens der US-Regierung erfährt.
Sogar der Ankläger (Benedict Cumberbatch) ist schockiert: In ausführlichen Rückblenden zeigt Macdonald die brutalen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um Slahi zu einem Geständnis zu zwingen. Tahar Rahim spielt den tiefgläubigen Beschuldigten zwischen Verzweiflung und Optimismus und erweist sich schauspielerisch als ebenbürtiger Partner von Foster.
Dass die Bush-Regierung und ihr Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Folter zuließen, weiß man natürlich längst. Aber auch die Obama-Regierung sorgte dafür, dass Slahi trotz mangelnder Beweise lange Zeit weiterhin in Haft bliebt. Auch das ist bekannt, aber trotzdem immer wieder ein Schock.
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