„Rokko's Adventures“: Torkelnd durch ein anderes Wien

„Rokko's Adventures“: Torkelnd durch ein anderes Wien
Sehenswertes TV-Experiment: Am 18. September startet das vierteilige Fernsehmagazin auf ORF eins.

Eigentlich sollte Rokko arbeiten. Sein Chef beim Wiener Gartenamt hat ihn los geschickt, um eine „Gstättn“ in kultivierte Grünfläche zu verwandeln. Nur: „Was soll ich da machen, am Ende der Welt?“ Rokko geht lieber auf ein Bier.

In den vier 25-minütigen Episoden des Fernsehmagazins „Rokko‘s Adventures“ (basierend auf dem gleichnamigen Print-Magazin) bleibt Biertrinken dann auch seine Hauptbeschäftigung. Im Prater, auf den Straßen des nächtlichen Wiens, in Stiegenhäusern, Hinterhöfen, versifften Cafés und noch versiffteren Wohnzimmern treibt Rokko sich herum und ist dabei bekannter als der berühmte bunte Hund. An jeder Ecke trifft er Menschen, die munter oder müde, leicht bis schwer illuminiert, begeistert oder voll Wiener Wurschtigkeit mit ihm über das Leben reden.

„Rokko's Adventures“: Torkelnd durch ein anderes Wien

Prostitution und Kanalarbeiter

Da geht es um schnellen Aufstieg und noch schnelleren Fall, Wrestling, den Unterschied zwischen „Asphalt- und Schotterhuren“, paranoide Schizophrenie, Exorzismen und Kanalarbeiter – und immer wieder um Sex in seinen fantasievollsten (manche mögen sagen absurdesten) Ausführungen. Mittendrin singt Voodoo Jürgens sein Lied über die „Nochborskinder“ und eine doch schon alt gewordene Sibylle Rauch (Eis am Stiel) erzählt, was sie im Leben bereut.

Rokko nimmt das alles recht gelassen und lässt sich Episode für Episode durch die Stadt treiben. Die Kamera zeigt unbarmherzig seine Perspektive, was im Umkehrschluss bedeutet: Rokko selbst sieht man nicht. Nie. Nur seine Stimme (gesprochen von Rokko-Erfinder Clemens Marschall persönlich) nimmt die Zuseher mit auf seine Abenteuer.

Betrunkene Träume

Der Vierteiler, eine Koproduktion mit dem ORF und Superfilm, ist ein Experiment. Es fühlt sich an wie der Traum eines Betrunkenen, der tief hinein führt in ein anderes Wien. Trotzdem ist „Rokkos Adventures“ kein Sozial-Voyeurismus. Jeder darf sein, wie er ist und jeder bekommt Zeit, auszureden. Das Erzählte ist mitunter verstörend, aber: „Es gibt ja so viel, das Spaß macht, was die meisten Menschen nicht kennen lernen wollen, weil ihnen die Normalität genügt“, wie Rokkos Freund, DJ Restposten, in Episode Drei erklärt.

Rokko’s Adventueres, ab 18. September immer Dienstags um 23.25 Uhr auf ORFeins. Public Viewings ebenfalls Dienstags ab 18. September um 21.00 Uhr im Einbaumöbel, Wien.

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