Er gilt als Schwerenöter mit seit 45 Jahren gleichbleibend fragwürdiger Frisur, der bei Konzerten Fußbälle ins Publikum kickt und seine vorwiegend weiblichen Fans mit Schmalz-Klassikern beglückt. Dargebracht mit Reibeisenstimme und im Glitzersakko. Das mag ja alles stimmen. Abgesehen davon ist der am 10. Jänner 1945 im Londoner Stadtteil Highgate geborene Roderick David Stewart einer der größten lebenden Rock ’n’ Roller – man höre sich etwa sein Cover des Stones-Hits "Street Fighting Man" an. Außerdem ist Rod Stewart ein fantastischer Soul- und Bluesinterpret. Spätestens, nachdem man seine Version des durch Etta James berühmt gewordenen Soul-Klassikers "I’d Rather Go Blind" gehört hat, weiß man das.
Dass er im Lauf seiner 50-jährigen Karriere, die einst am Strand von Brighton mit Dylan-Songs begann, nicht immer geschmackssicher auftrat, ist unbestreitbar. Echte Fans aber haben ihm auch durch die harten 80er- und 90er-Jahre die Treue gehalten. So wie Stewart seinem Fußballclub Celtic Glasgow, seiner Modelleisenbahn sowie seinen Spleens zum ausgefallenen Styling immer treu geblieben ist. Seiner Frisur widmet er in seiner Autobiografie sogar ein eigenes Kapitel.
Zu Beginn seiner Karriere erklärten die Plattenfirmen dem kleinen Mann mit der großen Nase, er sei nicht gut aussehend genug. In Anbetracht dessen fällt Stewarts Bilanz nicht schlecht aus. Acht Kinder von fünf Frauen und mehr als 100 Millionen verkaufte Tonträger.
Einige seiner besten Alben (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):Truth, das 1968 erschienene Debüt der Jeff Beck Goup, bei der Stewart Leadsänger ist. 1967 singt Stewart für die australische Band Python Lee JacksonIn a Broken Dream, veröffentlicht erst 1972, ohne Stewart zu nennen. 1969 wird Stewart Leadsänger der mit ihm zu den Faces umformiertenSmall Faces. Bandkollege ist wie schon bei Jeff Beck sein Freund Ron Wood, den sich später die Stones holen. 1969 nimmt Stewart mitAnOld Raincoat Won’t Ever Let You Downsein erstes Soloalbum auf. Der Erfolg kommt mit dem dritten AlbumEvery Picture Tells a Story 1971, u. a. mit "Maggie Mae". Ein Jahr später das fantastischeNever a Dull Moment mit u. a. "You Wear It Well". 1973 folgt das erste Best-ofSing It Again Rod– tolle Sammlung und großartiges Cover.Smilererscheint 1974 im Schottenkaro-Look und bietet u. a. Stewarts Version des McCartney-Songs "Mine for me". Must-Have:Atlantic Crossing, 1975 mit wunderschönem, ausklappbaren Cover und "Sailing". Mit A Night on the Townetabliert sich Stewart als Cat-Stevens-Interpret ("The First Cut Is the Deepest") und Schwulenaktivist ("The Killing of Georgie").Foot Loose & Fancy Freebietet neben Heulern wie "Hot Legs" und "You’re in my heart" die Soul-Klassiker "If Loving You Is Wrong" und "You Keep Me Hangin’ On". 1978 folgt der BefundBlondes have more funmit der Gretchenfrage "Da Ya Think I’m Sexy?" sowie – einem Plädoyer gegen die Todesstrafe: "Scarred and Scared".
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