Richard Oesterreicher: Ein Alleskönner und a Seel’ von an Menschen

Richard Oesterreicher: Ein Alleskönner und a Seel’ von an Menschen
Einer der letzten Granden der Big-Band-Ära und ein Großer der heimischen Jazzszene ist 90-jährig gestorben.

Was der Liebe Gott anderen an übergroßem Ego gab, hat er bei Richard Oesterreicher eingespart. Ich habe nie einen bescheideneren und liebeswürdigeren Jazz-Musiker kennengelernt. Im November hat  „der Richie“, wie ihn seine Freunde nannten,  seinen 90 Geburtstag gefeiert. Jetzt ist mit „Sir Richard“, wie ihn – „A Seel’ von an Menschen“ – Viktor Gernot nannte, einer der letzten Granden der Big-Band-Ära  und ein Großer der heimischen Jazzszene gestorben.

Seit den Nachkriegsjahren war er über Jahrzehnte als treuer Begleiter der heimischen Jazz- und Unterhaltungsszene bekannt. Eigentlich wollte der Sohn eines Musiklehrers und gelernte Schriftsetzer aus Wien Margareten als Halbwüchsiger „viel lieber Fußball spielen“.
Aber die Leidenschaft für die Musik aus Amerika, „die wir in der Besatzungszeit  gehört haben“, war letztlich  stärker. Er lernte Gitarre und Klavier, wurde 1972 Mitglied der ORF-Big-Band, die er neben eigenen Ensembles ab 1976 viele Jahre lang leitete,  war später mit eigenem Ensemble diskreter Soundmaker  für viele Stars und Shows. 

Denn als um 1980 die ORF-Big-Band abgeschafft wurde, hate er „das Glück, fast nur mehr fürs Fernsehen zu arbeiten“. In der Zeit komponierte er auch Signations für die damals so beliebten ORF-Shows „Wer A sagt“, „Champion“, „O du mein Österreich“ und „Countdown“.

1981 gründete er die Richard Österreicher Big Band, die u.a. mit Udo Jürgens, Peter Alexander, Bill Ramsey, Caterina Valente, Kurt Sowinetz, José Carreras, Edita Gruberova und Marianne Mendt zusammenarbeitete.

Bekannt wurde Oesterreicher auch als Jazzsolist mit der Mundharmonika, wobei er u.a. mit Art Farmer, Wayne Darling, Herb Ellis, Frank Mantooth, Peter Herbolzheimer, Fritz Pauer, Albert Mair, Erich Kleinschuster, Paul Kuhn, Toni Stricker, Karl Hodina und Viktor Gernot auftrat.
„Während meiner 20 Jahre Rundfunk-Zeit habe ich am meisten gelernt“, sagte Oesterreicher einmal  im KURIER-Gespräch. Es war die Zeit, als große Bands noch die Begleitmusik für TV-Shows spielten.

Bescheidener Alleskönner

Er war ein Alleskönner und die Bescheidenheit in Person. „Man fühlt sich ja ganz schlecht, wenn man mit weltbekannten Stars spielt“, sagte er mit Understatement. „Denn Stars waren wir alle nicht. Wir sind aus Österreich ja nie rausgekommen.“

Mundharmonika spielen hat ihm immer schon gefallen. Dadurch habe er auch „viele junge Musiker wie Gina Schwarz kennengelernt“, sagte Oesterreicher. Und das war ihm bis zuletzt eine besondere Freude.


 

 

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