Wenn Klischees bestens erfüllt werden

epa03511417 Italian conductor, Riccardo Muti (L) greets the autorities at the end of Christmas concert at Senato hall in Rome, Italy, 16 December 2012. EPA/ALESSANDRO DI MEO
Giuseppe Verdis "Nabucco" konzertant unter der Leitung von Riccardo Muti.

Man muss Giuseppe VerdisNabucco“ (ebenso wie dessen „Giovanna d’Arco“) wirklich nicht szenisch aufführen, um Erfolg zu haben, um Wirkung zu erzielen. Denn wirren Libretti kommt man am besten konzertant bei, besteht doch Verdis Musik aus unzähligen Ohrwürmern.

Wenn sich dann noch ein Dirigent wie Riccardo Muti der Sache annimmt, ist pures Opernglück garantiert. Denn Muti bedient im großen Festspielhaus am Pult des Orchestra del Teatro dell’ Opera di Roma (samt vorzüglichem Chor) alle Klischees – in ganz positiver Hinsicht.

Denn MutisNabucco“ hat Kraft, steht im Saft, ist dramatisch und lyrisch zugleich, bildet auch ohne jede Szenerie ein theatralisches Gesamtkunstwerk. Auch ein ein bisschen Mut zum Kitsch darf da nicht fehlen, denn „Va pensiero“ etwa ist einfach ein akustischer Dauerbrenner.

Überlebensgroß

Muti und das fabelhafte Orchester aus Rom realisieren alles, was Verdi vorgibt, mit jener Ernsthaftigkeit, mit Liebe zum Detail und dennoch in jener Überlebensgröße, die die Kunstform Oper so richtig ausmacht. Da wird orchestral ganz wundervoll gelitten, gekämpft, gehasst und geliebt, dass es eine Freude ist. Verdi pur! Was will man mehr?

Vielleicht intensivere Solistinnen als die (bejubelte) und extrem tapfere Einspringerin Anna Pirozzi als Abigaille. Ganz sicher eine vokal aufregendere Fenena als die hauptsächlich lautstarke Sonia Ganassi. Vielleicht sogar eine andere Nebenpartie-Anna als jene der nur soliden Simge Büyükedes.

Nicht austauschbar jedoch die Herren: So ist Zeljko Lučić ein hervorragender, extrem profunder Nabucco, der in dem fantastischen Bassisten Dmitry Belosselskiy (als Zaccaria) einen eindringlichen Gegenspieler findet.

Eine Freude auch der Tenor Francesco Meli mit beinahe verschwenderisch eingesetzten Höhen; tadellos in den kleineren Rollen die Herren Luca Dall’ Amico und Saverio Fiore. Sie alle wurden vom Publikum mit Ovationen gefeiert. Und Riccardo Muti hat seinen, sehr wichtigen Salzburger Beitrag zum Verdi-Jahr geliefert. Ein würdiges Finale.

KURIER-Wertung: **** von *****

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