Retrospektive zum 50. Geburtstag

Peter Sellers in genialer Dreifachrolle: "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben"
Bis 10. April werden internationale Filme gezeigt, die rund um das Gründungsjahr 1964 entstanden sind.

Im Jahr 1964

– beendet US-Präsident Lyndon B. Johnson offiziell die Rassentrennung in Amerika.
– wird der Anti-Apartheidsführer Nelson Mandela zu lebenslanger Haft verurteilt.
– muss der sowjetische Präsident Nikita Chruschtschow sämtliche Ämter niederlegen.
– wird der Ford Mustang geboren.
– gründen Peter Konlechner und Peter Kubelka in Wien das Österreichische Filmmuseum.

Die erste Vorstellung des Filmmuseums fand übrigens exakt am 2. März 1964 statt, und zwar an der Technischen Hochschule Wien – heutige TU. Gezeigt wurde Vsevolod Pudovkins Revolutionsklassiker "Die Mutter" von 1926. Erst ab Herbst 1965 übersiedelte die Kinemathek in die Albertina.

Bilder vom Festakt "50 Jahre Filmmuseum"

Retrospektive zum 50. Geburtstag

Retrospektive zum 50. Geburtstag

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Retrospektive zum 50. Geburtstag

Retrospektive zum 50. Geburtstag

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Retrospektive zum 50. Geburtstag

Retrospektive zum 50. Geburtstag

1964 im Kino

Das Filmmuseum feiert also heuer sein 50-Jahr-Jubiläum. Anlässlich dieses Datums wird (bis 10. April) eine Retrospektive von 76 internationalen Filmen gezeigt, die alle (rund um) das Gründungsjahr 1964 entstanden. Die Auswahl umfasst ein breites Spektrum von Arbeiten mit ganz unterschiedlichen Thematiken – von den Auswirkungen des Wirtschaftswunders, dem Abbruch des sogenannten "Tauwetters" in Russland, bis hin zum Kalten Krieg. Gezeigt werden Filme aus Schweden, Polen und der Tschechoslowakei; Nouvelle-Vague-Arbeiten wie Jean-Luc Godards "Die Verachtung", Hitchcocks "Marnie" und Underground-Juwelen wie Kenneth Angers Biker-Inferno "Scorpio Rising".

Paranoia

Apropos Kalter Krieg: Dazu findet sich etwa auch ein Klassiker wie "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" im Programm. Stanley Kubricks beißende Paranoia-Komödie entstand bereits 1963, kam aber erst 1964 in die Kinos, um Abstand zur Kennedy-Ermordung zu gewinnen.

Ein weiterer Höhepunkt des modernistischen Kinos ist Michelangelo Antonionis "Die rote Wüste". Erzählt wird "durch die Augen einer kranken Frau", wie Antonionis Regie-Kollege Pasolini begeistert anmerkte.

Diese Frau wird von Monica Vitti gespielt, die als Gattin eines Fabriksmanagers unter neurotischen Störungen leidet. Nachdem Antonioni ihre Perspektive einnimmt, schlägt sich dies in bizarren Farbkompositionen wieder. Arbeiter streiken in der verpesteten Industrielandschaft von Ravenna, gelber Rauch steigt auf, sogar das Obst sieht grau aus: Die Auswirkungen des Wirtschaftswunders nehmen infernalische Formen an. Und natürlich ist auch hier das Entstehungsjahr wieder – 1964.

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