Es ist eine schicksalhafte Begegnung zwischen dem neunzehnjährigen, lebenslustigen Mädchen aus erzkatholischem Haus und dem geheimnisvollen Schweizer Bankierssohn Piero Burckhardt. Die beiden verlieben sich rasch und passen so gar nicht in das muffige Wien des Jahres 1959. Gerda wird zum Schrecken ihrer Mutter schwanger, die drängt sofort auf eine Hochzeit, damit das Brautkleid noch um die Taille passt. Es soll bitte kein Nachbarstratsch aufkommen.
Am Tag der Trauung erscheint aber statt des Bräutigams die Polizei in der Kirche, um ihn zu verhaften. Er bleibt verschwunden, ebenso sein Vater. Die beiden haben anscheinend nicht nur Flüchtlinge, sondern auch NS-Verbrecher nach dem Krieg aus Deutschland nach Südamerika geschleust. In den Geschichtsbüchern wurden diese Aktionen als die „Rattenlinie“ beschrieben, mit deren Hilfe ehemalige Nazigrößen, mit Unterstützung des Vatikans, ins peronistische Argentinien flüchten konnten.
Reinhold Bilgeris Roman „Das Gewissen der Tauben“ ist eine Liebesgeschichte in Zeiten mangelnden Vergangenheitsbewusstseins. Bilgeri erzählt darüber hinaus von einer selbstbewussten Frau, die auf der Suche nach der Wahrheit über die Machenschaften ihres Verlobten bis nach Buenos Aires kommt. Und nebenbei alles über den mysteriösen Tod ihres Vaters in britischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten zu erfahren versucht.