Eines der Ergebnisse dieser Freiheiten ist Mühlemanns neue CD mit dem Titel „Fairy Tales“, also „Märchen“. Am Freitag hat sie davon auch vokale Kostproben im Wiener Konzerthaus gegeben; gemeinsam mit dem Ensemble Chaarts Chamber Artists. Auf dem Programm standen Werke von Jacques Offenbach, Benjamin Britten, Henry Purcell, Edvard Grieg, Giuseppe Verdi, Jules Massenet, Claudio Monteverdi und Antonín Dvořák.
Auf dem ersten Blick ein wildes Potpourri bekannter Arien und Lieder, das jedoch ein generelles Grundthema verfolgt. „Ich habe mich auch während der Pandemie intensiv mit Märchen und mit Feen auseinandergesetzt. Wir alle brauchen Märchen, Mythen – vor allem in eher schlimmen Zeiten. So entstand die Idee zu diesem Album.“ Wobei: „Ich selbst glaube ja nicht an Feen oder all dieses Übersinnliche, aber in der Musik können wir es irgendwie doch erspüren. Ich denke da nur an Gustav Mahler.“ Mahler steht auch auf ihrer Agenda, ehe sie im Konzerthaus am 8. November mit ihrem Programm „Lieder der Heimat“ zu hören ist.
Doch woher kommt dieses Begeisterung für den Liedgesang? „Die war schon immer da. Ein Lied kann wie ein Pop-Song sein. Zumindest für mich. Und ich habe mich ja auch als Popsängerin versucht. Ohne Erfolg allerdings. Somit sind es die Lieder und die großen Opern geworden.“ Mit Erfolg. Denn kein Opernhaus von Weltrang und keine bedeutenden Festspiele möchten auf Mühlemanns Dienste verzichten. Auch Wien nicht, auch Salzburg nicht – hier hat sie bereits Triumphe gefeiert. In einem Repertoire, das „einfach meines ist“. „Ich liebe Mozart, ich liebe Rossini, Bellini, Donizetti und den gesamten Belcanto. Der kommt meiner Stimmer sehr entgegen und macht Spaß.“
Aber: „Ich spüre auch, dass es Zeit ist, zu einem neuen Ufer aufzubrechen. Das bedeutet für mich: Hin in Richtung romantisches Repertoire. Dazu eine Sophie im ,Rosenkavalier’ von Richard Strauss oder eine Senta in Richard Wagners ,Fliegendem Holländer’ – das wären so die nächsten Projekte. Und natürlich Giuseppe Verdi. Die Gilda in ,Rigoletto’ gehört bereits zu meinem Repertoire, aber das kann man sicher ein bisschen ausweiten. Und in Wien darf ich die Adele in der ,Fledermaus’ von Johann Strauß singen. So ein Ausflug in die Welt der Operette tut immer gut.“
Doch: „Es ist auch Vorsicht geboten. Das Klassik-Business ist sehr kurzlebig. Man darf manche Partien nicht zu früh singen, egal, ob sich Intendanten oder Veranstalter das wünschen.“ Aber kann sich Regula Mühlemann eine Welt ohne Oper, ohne Klassik überhaupt vorstellen? Lachend: „Natürlich nicht. Mit der Oper kann ich mich mein ganzes Leben lang beschäftigen und ich werde nie ausgelernt haben. Ich habe immer noch Lust, genau das zu machen. Jeder Abend ist immer noch etwas ganz Besonderes. Man beginnt trotz aller Vorbereitungen wieder bei Null, ist zudem auch dem Publikum verpflichtet, sein Bestmögliches zu geben.“
Gibt es aber so etwas, wie eine Vorstellung, bei der alles gelingen kann? „Wir versuchen es jedes Mal und wollen uns an diesen Idealfall annähern. Hin und wieder sagt man nachher: So, das war heute aber wirklich schön.“
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