„Ich bin mit diesem Stück aufgewachsen. Unsere ganze Familie ist mit Shakespeare groß geworden. Und das natürlich vor allem mit dem ,Sommernachtstraum’ in der legendären Produktion meines Vaters mit der Royal Shakespeare Company“, so Irina Brook im KURIER-Gespräch. Denn: „Schon als kleines Mädchen war ich jeden Abend im Theater und habe mir diesen ,Sommernachtstraum’ angesehen.“
Brook weiter: „Später habe ich das Stück dann auch selbst inszeniert. Mit meiner eigenen Compagnie ,Dream Theatre’. Der Name hat gut gepasst. Wir hatten nämlich gar kein Geld, aber viele Träume. Die Kostüme habe ich aus meinem Kleiderschrank genommen, aber es war dennoch ein ziemlicher Erfolg. Und noch viel später habe ich das Stück in Nizza gemacht, Mit jungen Schauspielern. Wir sind damit auch in die Schulen gegangen.“
Denn, so Brook: „Shakespeare ist für Menschen, die vom Theater noch keine Ahnung haben, ja der ideale Autor, die ideale Einstiegsdroge. Und für mich persönlich ist dieser ,Sommernachtstraum’ neben ,Peter Pan’ das große Leitmotiv meines Lebens. Beide Stücke passen übrigens sehr gut zusammen, weil sie dieselben psychischen Motive ver- und behandeln.“
Doch wie geht es Brook, die über Mozarts „Zauberflöte“ („Das beste Stück für eine Regie-Debütantin“) zum Musiktheater kam, mit Benjamin Brittens Vertonung? „Ehrlich gesagt: Ich konnte mit Brittens Musik zu Beginn überhaupt nichts anfangen. Ich fand die Musik viel zu schwer, zu düster für Shakespeares Komödie. Erst in der Arbeit mit Dirigentin Simone Young habe ich erkannt, wie sehr Brittens Musik mit dem Text atmet, wie sie mit ihm spielt.“
Spielen will auch Irina Brook in ihrer Deutung. „Der ,Sommernachtstraum’ soll Spaß machen, soll lebendig sein, soll das Publikum erreichen. Da ist mir Bewegung ganz besonders wichtig.“ Lachend: „Ehrlich: 50 Prozent unserer Proben verbringen wir damit zu laufen und zu springen.“ Nachsatz: „Da ich selbst auch Schauspielerin war, ist mir die Arbeit mit den Sängern und da vor allem die Bewegungsarbeit extrem wichtig. Theater soll ja in ständiger Bewegung bleiben. Aber keine Angst: Ich verlange von den Sängern nichts, das sie am Singen hindert.“
Doch wie lustig ist der „Sommernachtstraum“ wirklich? „Sehr, sehr lustig! Natürlich gibt es die tiefer gehenden Ebenen. Die kann, jeder, der will, auch sehen. Aber auch jemand, der noch nie in seinem Leben im Theater war, kommt auf seine Kosten und sieht eine tolle Komödie.“
Und was kommt für Irina Brook nach dieser „tollen Komödie“? „Vorerst einmal gar nichts. Ich habe die Reset-Taste gedrückt, um wieder einmal ganz zu mir zu finden. Da mache ich keine Regiearbeiten. Aber für Japan ist ein Projekt in Planung, das mich auf ein neues Terrain führt – hin zum Performativen.“
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