Kein Interesse
Wes Ball, dem Regisseur der „Maze Runner“-Trilogie, fiel schon als Kind eine Video-Kassette mit dem Science-Fiction-Meilenstein von 1968 in die Hände. Und beeindruckte ihn enorm: „Ich bin Jahrgang 1980 und weiß eigentlich auch nicht so genau, warum ich als Kind so hineingekippt bin“, erzählt Ball dem KURIER: „Die gesellschaftskritischen Andeutungen des Films habe ich damals sicher nicht alle verstanden. Aber die Welt, die auf dem Kopf steht, erschien mir faszinierend. Dass ich jetzt selbst den zehnten Teil der ,Planet der Affen‘–Reihe verfilme, ist schon sehr cool.“
Dabei stand nicht von Anfang an fest, dass Wes Ball die Regie von „Planet der Affen: New Kingdom“ übernehmen würde. In der Tat war er sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt noch eines weiteren Teils der Reihe bedurfte. Und wenn doch, dann zumindest keinen vierten Teil. Denn seit Ende der 1960er-Jahre gab es nicht nur mehrere Filmadaptionen, sondern seit 2011 auch eine eigene Reboot-Reihe, die mit „Planet der Affen – Prerevolution“ neu begann, die Vorgeschichte zur Affenherrschaft erzählte und das Schicksal ihres charismatischen Anführers Caesar (gespielt von Andy Serkins) in den Mittelpunkt stellte. Es folgte „Planet der Affen – Revolution“ (2014) und „Planet der Affen – Survival“ (2017) – beide unter der Regie von „The Batman“-Regisseur Matt Reeves – und endete mit dem Tod von Caesar. Damit war die Trilogie an ein Ende gekommen.
Wie sollte es weitergehen?
„Wenn mich etwas gar nicht interessierte, dann war es ein ,Teil 4‘“, gähnt Ball: „Drei ist eine schöne Zahl. Beginn, Mittelteil und Ende – das hat etwas. Aber ein vierter Teil klang mir falsch im Ohr.“
Also suchte Ball nach einer neuen Idee. Gerade war sein Herzensprojekt „Mouse Guard“, ein langgeplanter Fantasyfilm mit Andy Serkins in der Hauptrolle, von Disney gekillt worden, als er vom Studio das Affen-Angebot bekam.
Neustart nach Legende
Es galt zu überlegen, wie es mit „Planet der Affen“ weitergehen könnte. Schließlich konzipierte er einen kompletten Neustart: „Planet der Affen: New Kingdom“ setzt 300 Jahre nach dem Tod von Caesar an, als dessen guter Ruf längst schon (halbvergessene) Legende ist: „Mein Film ist ein Neuanfang. Natürlich ist er inhaltlich mit der vorhergehenden Trilogie verbunden, aber er kann ganz für sich alleine stehen. Außerdem ist er zugleich Prequel und Sequel: Einerseits setzt er die Chronologie der Caesar-Trilogie fort, andererseits aber erzählt er weiter die Vorgeschichte, die schließlich zum Originalfilm der Reihe führt.“
So weit, so kompliziert.
Aber Wes Balls größte Freude besteht ohnehin darin, das Affen-Fanpublikum über mehrere Generationen hinweg bei guter Laune zu halten: Sowohl die Oldies, die mit „Planet der Affen“ von 1968 aufgewachsen sind („Ich habe viel Zeit im Archiv verbracht!“), als auch jüngere Neuzugänge durch die Caesar-Trilogie sollen sich in seinem „New Kingdom“ zu Hause fühlen.
Zivilisation in Ruinen
Dort geht es, wie zu erwarten, dystopisch zu. Von menschlichen Spuren sind nur noch Ruinen übrig geblieben, die unter einer üppigen Vegetation – gedreht wurde in New South Wales, Australien – kaum noch zu erkennen sind. Die Menschen selbst führen ein verwahrlostes Schattendasein, die Affen leben in unterschiedlichen Clans zusammen. Zu einem der friedlichen Dorfgemeinschaften gehört der junge Noa, der sich gleich zu Beginn mit seinen Freunden auf einer abenteuerlichen Suche nach Adler-Eiern befindet. Das Idyll hat ein jähes Ende, als ein feindlicher Affenstamm, angeführt von Proximus Caesar, die Macht an sich reißen will. Proximus Caesar reklamiert die Nachfolge der Caesar-Legende für sich, überfällt Noas Dorf brutal und entführt dessen Sippe. Auf der Suche nach den Seinen tut sich Noa mit einem Menschenmädchen namens Mae (Freya Allan, „Ciri“-Darstellerin aus „The Witcher“) zusammen, um den machthungrigen Proximus Caesar zu konfrontieren.
Der Reifungsprozess des Affenburschen Noa steht im Mittelpunkt von „New Kingdom“: „Wir wollten nicht eine Caesar-Trilogie nachäffen, sondern eine eigene Coming-of-Age-Geschichte erzählen“, so Wes Ball: „Noa ist im Werden begriffen. Im Verlauf seiner Reise trifft er auf Weggenossen, die ihn mitformen – und vielleicht auch korrumpieren.“
Als Regisseur habe er immer seine Zuschauer im Kopf, beteuert Wes Ball. Ist der Film einmal vollendet, könne er ihn aber nicht mehr mit Publikum ansehen: „Das macht mich fertig, weil ich dann dauernd denke: ,Das müsste ich ändern! Das hätte ich anders machen sollen! Warum hab’ ich das bloß so gemacht?‘ Ich glaube, wenn ich einmal wirklich mit meiner Arbeit zufrieden bin, höre ich auf, Filme zu drehen.“
Kommentare