Frei nach Homer schildert Joachim Schlömer in „Odyssee – eine Heimkehr“ den Zustand des Helden nach 20 Jahren im trojanischen Krieg. Der Choreograf und Tänzer, von 2009 bis 2013 Leiter des Festspielhauses in St. Pölten, hat für seine Inszenierung im TAG eine exzellente Choreografie geschaffen. Ein fünfköpfiges Ensemble (darunter Jens Claßen, Raphael Nicholas und Georg Schubert) tritt in schwarzen Satinhosen und Shirts auf, streift die weißen Pantoffeln ab, stellt behutsam die Metronome in ein Regal. Sie sind Penelope, Odysseus’ Frau, sein Sohn Telemachos, sein Hund Argos, Eumaios, der Gefährte seiner Kindheit und Schweinehirt, sowie Eurykleia, die Amme.
Penelope (famos Michaela Kaspar) kommt als Erste zu Wort. In Trippelschritten gibt sie den Takt für ihre Geschichte an. Die anderen folgen ihr. Präzise ist der Text mit den Bewegungen in Einklang gebracht. Jede Figur hat ihren eigenen Rhythmus, wird begleitet von einer oft fremd klingenden Musik.
Schlömer verbindet gekonnt Elemente der antiken Tragödie mit heutigem Tanztheater. Das hat Sogwirkung. Der Transfer in die Gegenwart wird mittels Gazevorhang signalisiert. Ein Stabsfeldwebel (Lisa Schrammel), geprägt von den Traumata im Krieg, berichtet im ständigen Laufen von seiner Angst, im Supermarkt Opfer eines Anschlags zu werden. Am Ende presst Schlömer sein Personal in eine erleuchtete Kammer. Wie Stimmen aus dem Jenseits imaginieren sie eine andere Welt. Viel Applaus für eine denkwürdige, über die Zeiten gültige Reflexion über den Krieg.
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