"Ready Player One": 80er-Jahre-Popkultur-Superfanboyfilm
"Ready Player One" ist:
- Der neue Film von Regielegende Steven Spielberg (u.a. "E.T.").
- Sein vielleicht letzter Versuch, einen wirklichen Blockbuster zu drehen - was das ist, ist wichtig zu erklären: Emotionales Überwältigungskino, das für das breitestmögliche Publikumssegment taugt.
- Der vielleicht erste Hollywoodfilm, der Games als Kulturform würdigt.
- Und zugleich ein nostalgischer Abgesang auf die großen Zeiten der Populärkultur (oder das, was die damit aufgewachsenen Jenseits-der-40-Manager der Unterhaltungsgiganten dafür halten)
- Und noch etwas: Dass ausgerechnet Spielberg den nostalgischen Abgesang auf die 80er übt, ist ein Fall für die Gehirnakrobatik. Schließlich hat er wie kaum ein anderer die Bilder dieser Zeit geprägt.
Der Film basiert auf einem Buch von Ernest Cline, das die ultimative Fanboy-Nostalgie-Retro-Gamer-Übung ist. In naher Zukunft muss ein Gamer in einer 3-D-Welt Hinweise finden. Die sind so versteckt, dass man zur Lösung unbedingt die 80er-Jahre-Popkultur auswendig können muss. Die Anspielungen sind maßlos. Die Jungstars Tye Sheridan („X-Men: Apocalypse“) und Olivia Cooke („Ouija“) spielen die Hauptrollen.
Wie es einem beim Zusehen geht?
- Das kenne ich!
- Das ist doch aus ...
- Hahaha, ist das echt ...?
- Ja, das hab ich auch gespielt!
Es lohnt sich, vor dem Eintritt in den Games-der-80er-Jahre-Themenpark, den Spielberg hier errichtet hat, geschwind noch die alten LPs und Videokassetten und Game-Cartridges (Kinder, fragt eure Eltern, wenn ihr das nicht kennt!) auszupacken. Der Film (Kinostart am 6. April) überpurzelt sich mit Anspielungen auf alles, was man in den 80ern gerne sah, spielte, hörte. Das ist lustig und traurig zugleich.
Traurig? Ja! Jahrelang übt sich Hollywood schon im Wiederkäuen bekannter Stoffe. Superhelden überall. "Star Wars" zuhauf. Braucht es da echt noch einen Film übers Computerspielen, wenn eh schon alles auf der Leinwand so aussieht wie ein Computerspiel? Und muss man sich echt jetzt bei Atari und Co bedienen?
Ja, es braucht's. Weil Gamen mehr ist als Bumm-Zack. Es ist die Popkultur unsere Tage.
Das ist jetzt quasi amtlich. Denn Hollywoods Großmeister übt mit "Ready Player One" den Kniefall vor jener Kulturform, die dem Film - in vielen Belangen - den Rang abgelaufen hat. Games sind eine der Fronten, an denen die Traumfabrik gescheitert ist; nur ganz selten - "Tron"! - gelang würdiges Erzählen über das Spielen, seine emotionale Tiefe und Bedeutung im Kulturleben.
Hollywood hat das jetzt endlich verstanden - und ist auch hier gleich einmal nostalgisch, so wie es immer dann besonders von sich selbst gerührt ist, wenn es um die eigene Geschichte - "La La Land", "Shape Of Water" - geht. Es geht um die andere große Traumfabrik, um die virtuellen Welten, in denen man sein kann, was man will. Um Helden und Böse und Schöne und Starke, die hinter ihrem Computer ganz normale Menschen sind.
Und trotzdem: Auch in "Ready Player One" wird, nach einem halben Jahrhundert Game-Geschichte, das Spielen wieder so gezeigt, als ob man es Nicht-Spielern erklären müsste. Warum, bleibt unklar.
Aber man kommt eh kaum zum Denken. Die Handlung wird vorangetrieben, es gibt Kämpfe in Echt und in der virtuellen Welt, es gibt Romantik und Bee Gees und große Waffen.
Ein Haken an der Sache: Es ist auch das Buch für junge Erwachsene geschrieben, obwohl die sich vielleicht weniger für die 80er interessieren als ihre Eltern.
Das Dilemma hat auch der Film: Die Story wurde nochmals vereinfacht, die emotionale Komplexität ist eher früher "Harry Potter" als "E.T.". Das ist gut für junges Publikum, aber nicht für die Über-40-Jährigen, die Van Halens "Jump" mitsingen können (Vorsicht vor der Luftgitarre beim Solo!).
Aber am Schluss gibt es Twisted Sister.
Gut so!
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